Autorius: Martina Meckelein Šaltinis: https://www.anonymousnews.org/... 2023-01-20 16:12:00, skaitė 510, komentavo 0
Regierungsviertel: Über 25.000 Menschen demonstrieren am 8. Oktober 2022 in Berlin
Die Berliner Innenstadt ist dicht. Absperrgitter, Flatterband, 1.900 Polizeibeamte aus verschiedenen Bundesländern. Die Hauptstadt im Ausnahmezustand – weil eine Partei zur Demonstration aufgerufen hat. „Energiesicherheit und Schutz vor Inflation – Unser Land zuerst!“, lautet das Motto der Großdemo, zu der die AfD aufgerufen hat. Erst 4.000, dann 5.000 Teilnehmer wurden angemeldet, laut Polizei sind es aber mehr als 10.000. Die Demonstranten kommen mit gecharterten Bussen aus der gesamten Bundesrepublik. Teilnehmer und Organisatoren sprechen übereinstimmend sogar von 25.000 Demonstranten. Nach vierjähriger Pause ist es die erste große Demonstration der AfD.
13 Uhr, Platz der Republik. „Erstmal unterstütze ich sämtliche Forderungen der AfD“, sagt Heike Slezak (77) aus Sachsen, „deshalb bin ich hier. Aber der Auftritt hier ist lahm. Die Leute sind bequem. Das sieht man doch daran, wie wenige hier sind. Es geht vielen einfach noch zu gut“. Um diese Zeit war der Platz vor dem Reichstag noch spärlich gefüllt. Vielleicht liegt es daran, daß tausende Kunden der Deutschen Bahn am Samstagvormittag nicht anreisen können. Laut Angaben der Bild-Zeitung soll es sich um einen Anschlag handeln, bei dem Glasfaserkabel in Dortmund und Berlin-Hohenschönhausen gekappt wurden. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) spricht von „Sabotagehandlungen“.
AfD-Bundessprecherin Alice Weidel fällt krankheitsbedingt als Rednerin aus. Stattdessen wird eine ihrer Bundestagsreden über Lautsprecher verbreitet. Die Demoteilnehmer verwandeln den Platz vor dem Reichstag in ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer, russische Flaggen und schwarz-weiß-rot sind sehr vereinzelte Ausnahmen. Eine junge Frau trägt eine blau-rosa-weiße Fahne der „trans pride“-Bewegung. „Ich sehe da gar kein Problem“, sagt sie. „Einige haben mich darauf angesprochen, doch stets nett und verständnisvoll“.
Um 14:49 Uhr setzt sich der Demozug in Bewegung, zu diesem Zeitpunkt ist die Teilnehmerzahl deutlich gestiegen. Mit dabei ist auch Stefanie Veen (38), Hauswartin aus Berlin-Spandau. „Mich ärgert alles an der Politik. Wir brauchen ein komplettes Umdenken. Das Leben ist kaum noch bezahlbar und ich sehe das Leben meiner Tochter bedroht, sie ist elf“.
Auch Wilawan und ihr Ehemann Michael Blos, AfD-Stadtrat in Ettlingen, haben sich mit ihren drei Kindern auf den langen Weg aus Baden-Württemberg nach Berlin gemacht. „Die AfD ist einfach gut“, findet sie. Aus Nürnberg reiste Wolf-Dieter Jakobi (58) im Bus an. Der Sozialpädagoge sagt: „Herzen für Deutschland, Protest gegen bürgerfeindliche Politik ist mein Motto“.
Ganz friedlich spaziert der Zug los, viele Kinder, Hunde und ältere Menschen sind dabei. „Lieber einen heißen Herbst, als einen kalten Winter“, ist auf Schildern zu lesen. „Sie zerstören unser Land – Rücktritt der Regierung sofort“, steht auf einem langen Banner, daß der AfD-Bundestagsabgeordnete Klaus Stöber (61) aus Thüringen trägt.
Die Junge Alternative verkündet „Heißer Herbst statt kalte Zimmer – Wir heizen euch ein“ auf einem Frontbanner zu Beginn des Demonstrationsmarsches. Sie haben auch einen bekannten Spruch der politischen Konkurrenz von „Fridays for Future“ adaptiert. „Wir sind hier, wir sind laut – Weil ihr uns die Zukunft klaut“, schallt es durch die Berliner Häuserfluchten. „Ganz Berlin liebt die AfD“, skandiert die Menge im Chor, vorbei an wütenden Gegendemonstranten und der Antifa. Die hat an diesem Tag keine Chance, die Bürger anzugreifen. Lediglich 1.400 linke Demonstranten zählt die Polizei an diesem Tag. Dabei hatte die linke Szene vollmundig aufgerufen: „Alle hassen Nazis – AfD Aufmarsch wegbassen“. Immer wieder rufen sie aus ihren „mobilen Gegenprotestaktionen“ heraus Parolen wie „Nazis raus“ und „AfD Faschistenpack, wir haben euch zum Kotzen satt!“.
In der Leipziger Straße kippte jemand aus einer Gießkanne Wasser auf Teilnehmer, verfehlte sie jedoch. Die Polizei meldet, daß es einige Stör- und Blockadeversuche, sowie Anzeigen wegen Beleidigung, Körperverletzung, Raub und dem Zeigen eines Hitlergrußes gab. Insgesamt verlief die Veranstaltung jedoch friedlich.
Das Wetter ist an diesem Samstag wechselhaft, von strahlendem Sonnenschein bis zu starkem Regen ist alles dabei. Während besonders hartgesottene AfD-Anhänger einfach weiterlaufen, suchen rund 20 linke Gegendemonstranten unter einem Vordach Schutz vor dem Regen. Sie werden von den durchnässten Marschierern herzlich ausgelacht. Zum Abschluß gegen 18 Uhr erklingt im grauen Berliner Regen die deutsche Nationalhymne laut aus Boxen und beschallt den Platz der Republik, während sich die Menge langsam auflöst und jeder seiner Wege geht.