Autorius: Richard Drexel Šaltinis: https://www.anonymousnews.org/... 2021-10-21 15:51:00, skaitė 1228, komentavo 0
Die Taliban sind über Nacht zu einer der am besten ausgestatteten Islamisten-Miliz der Welt geworden.
von Richard Drexel
Nur wenige Wochen hat es nach dem NATO-Abzug gedauert, bis die Gotteskrieger in Afghanistan wieder die Macht übernehmen konnten. Die Provinzen und Distrikte fielen in atemberaubender Geschwindigkeit, der Regierungschef setzte sich ins Ausland ab. Die afghanische Armee ist pulverisiert, an deren Depots mit Waffen, Munition und Ausrüstung bedienen sich nun die radikal islamischen Taliban. Ein verheerendes Ergebnis des an eine überstürzte Flucht erinnernden Rückzugs der westlichen Truppen.
All die Waffen und das in Teilen aktuelle Gerät, das im Wesentlichen die US-Amerikaner der afghanischen Armee geliefert haben, ist damit in die Hände der Taliban gefallen. Neben einer Million Handfeuerwaffen und unzähligen Schuss Munition nebst Raketenwerfern und Sprengstoffen ist das ein militärischer Fuhrpark von rund 8.500 geländegängigen Fahrzeugen (Humvees) über Lastkraftwagen bis zu etwa 600 Schützenpanzern. Doch nicht nur das: Die Taliban verfügen nun gar über 68 leichte Kampfhubschrauber vom Typ MD 500 „Defender“, 19 brasilianische Bodenkampfflugzeuge A-29 sowie 16 Transporthubschrauber “Blackhawk“. Selbst aktuelle US-Aufklärungsdrohnen des Typs „ScanEagle“ vom US-Hersteller Boeing sollen sich darunter befinden.
Unzählige Rechner, Funkgeräte, Navigationssysteme wie auch Pionier- und Sanitätsmaterial etc. dürfte(n) ebenfalls „die Seiten gewechselt“ haben. Vom noch verfügbaren Militärarsenal aus Sowjetzeiten unter Einschluss von Mi-17-Hubschraubern ganz zu schweigen. Einzelnen Berichten zufolge erbeutete die Terrortruppe weit mehr Gerätschaften, als sie nutzen kann. Das klingt plausibel: Etwa 300.000 Sicherheitskräften der Regierung standen geschätzte 50.000 Untergrundkämpfer gegenüber. Mit Tiefladern wird „überschüssiges Kriegsmaterial“ bereits nach Pakistan transportiert. Wer hätte das gedacht: Die Taliban avancieren mit aktiver Unterstützung der USA über Nacht zum Exporteur von Rüstungsgütern! Siehe Landshuter Zeitung vom 17. August 2021, Seite 4: „Ein internationales und nationales Versagen“.
Geht es eigentlich noch einfältiger, ist der außenstehende Beobachter geneigt zu fragen? Wie kann man nach 20 Jahren Krieg mit Tausenden gefallenen Soldaten und Zehntausenden getöteten Afghanen über Nacht alles stehen und liegen lassen, ohne substanzielle Vorkehrungen für die Zeit danach zu treffen? Die Unzuverlässigkeit der afghanischen Sicherheitskräfte war allseits bekannt, darüber gab es zahllose Berichte. Waffen, Munition und Benzin wurden meistbietend verscherbelt, die allgegenwärtige Korruption blieb der eigentliche Treibstoff des Landes. Ohne die Berater und Ausbilder der westlichen Staaten, ohne militärische Unterstützung wäre in den letzten Jahren kaum ein Militäreinsatz gegen die Untergrundarmee erfolgreich gewesen.
Wie konnte man auf ein Konzept setzen, mit dem die afghanischen Truppen von jetzt auf gleich sich selbst überlassen wurden? Es ist nicht wirklich überraschend, dass ganze Einheiten keinen Schuss abgefeuert haben und sofort übergelaufen sind. Das afghanische Militär wie auch die Polizei waren offensichtlich weder fähig noch willens, ohne westliche Unterstützung halbwegs für Sicherheit und Stabilität im Lande zu sorgen. Es war eine billige Illusion zu glauben, dass die zwei Jahrzehnte hochgepäppelten afghanischen Sicherheitskräfte dafür kämpfen würden, die Taliban in Schach zu halten.
Wozu sind aber unzählige Geheimdienstmitarbeiter in Afghanistan tätig, wenn diese nicht mal den unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch erkennen? Von einem viertel Jahr und mehr war die Rede, die sich die Regierung würde halten können. Wieso wurden keine Vorkehrungen getroffen, dass das technische Arsenal der afghanischen Streitkräfte im Fall des Falles neutralisiert, zumindest in Teilen hätte unbrauchbar gemacht werden können? Je moderner die Waffen, umso leichter sind diese bei detaillierter Kenntnis der Systeme auch zu stören, bei Bedarf auch zu zerstören. Nicht zuletzt: Wieso konnten die Untergrundkämpfer eigentlich die ganzen Jahre und Jahrzehnte das von den westlichen Staaten aufgebaute Mobilfunknetz als Führungsmittel zur Koordination von Angriffen wie zum Auslösen von Sprengfallen missbrauchen? Eine wirksame Bekämpfung der Gotteskrieger – nebenbei bemerkt auch der Drogengeschäfte – hätte von Anfang an dort ansetzen müssen.
Nun liegt der Hase im Pfeffer. Die Taliban werden mithilfe übergelaufener Militärangehöriger Mittel und Wege finden, die westlichen Waffensysteme notdürftig am Laufen zu halten und einzusetzen. Sie mausern sich damit zur bestausgerüsteten Extremisten-Kampftruppe weltweit. Auch der Terrormarkt kann mit großen Mengen Militärgerät versorgt werden. Ein Rückblick auf schlimme Beispiele der Vergangenheit hätte ausreichen müssen, die Notwendigkeit von Vorkehrungen dagegen zu erkennen. Neben Vietnam ist der Sturz des Schahs von Persien 1979 dafür ein prägnantes Beispiel. Den Ayatollahs war mit den vom Schah-Regime übernommenen, zuvor von den Amerikanern gelieferten F4-Kampfflugzeugen, UH-1-Hubschraubern, Schnellbooten und Panzern ein veritabler Vorrat für ihre islamistische Mission in die Hände gefallen. Der acht Jahre währende Erste Golfkrieg bis 1988 gegen den Irak fand dort einen Nährboden.
Bei uns wird hingegen darüber spekuliert, ob die verlorenen Waffensysteme und Ausrüstungen der NATO nun Russen oder Chinesen in die Karten spielen können. Aller Erfahrung nach ist es aber schlichtweg so, dass neue Waffen über kurz oder lang ohnehin ihren Weg auf die Gegenseite finden. Um Militärtechnik zu kopieren, braucht es keine Terroristen. Es darf auch getrost vorausgesetzt werden, dass den Aufständischen nicht die neuesten Systeme in die Hände gefallen sind. Unabhängig davon bleibt es ein Trauerspiel erster Güte, dass nun Rüstungsmaterial zur Ausrüstung ganzer Untergrundarmeen auf dem Schwarzmarkt zur Verfügung steht.
Das Kernproblem der schmählichen Niederlage der westlichen Staaten nach 20 Jahren Krieg ist dennoch ein anderes: Länder der Dritten Welt, die mit ihrer Entwicklung kämpfen und auf stabile Unterstützung angewiesen sind, werden sich fragen müssen, ob westliche Mächte verlässliche Partner sind. Ihnen fehlt der lange Atem. Wenn der mediale und damit öffentliche Gegenwind zu groß wird und die Wiederwahl gefährdet ist, streichen Demokratien früher oder später die Segel. Die Taliban, aber auch Chinesen und Russen reiben sich die Hände ob der auf einem Silbertablett servierten Blamage des westlichen Bündnisses.