Autorius: Boris T. Kaiser Šaltinis: https://www.anonymousnews.ru/2... 2021-03-04 21:08:00, skaitė 5290, komentavo 3
Deutschlands Volleyballerinnen sind dem „Spiegel“ zu weiß (Archivbild)
von Boris T. Kaiser
Der Spiegel-Autor Jakob Schönhagen sind die deutschen Volleyballerinnen deutlich zu weiß. Aber nicht nur das. Die Damen sind „auf vielen Ebenen“ so gar nicht nach dem Geschmack des aufgeweckten Sportsfreunds vom Sturmgeschütz der sozialen Gerechtigkeit. So haben zum Beispiel fast alle Spielerinnen Abitur. Schönhagen findet das – wie er den Leser in einem Artikel hinter der Bezahlschranke von Spiegel Plus wissen läßt – „elitär“. Dies dürfte wohl so ziemlich die am niedrigsten angesetzte Definition des Begriffs sein.
Immerhin scheint das kollektive Trauma, das die linke Journalisten-Bubble einst durch die zu deutsche Frauennationalmannschaft erlitten hat, inzwischen vergessen oder zumindest erfolgreich verdrängt zu sein. Denn der Mann im Spiegel schreibt: „Während die Fußball-Nationalmannschaft ohne Einwanderer- oder Arbeiterkinder nicht vorstellbar wäre, ist das im deutschen Volleyball anders. Er ist überwiegend weiß. Zudem gilt er als Akademikersport.“
Wo genau er als solcher gilt, verrät der Autor nicht. Dabei werden die wenigsten das bisher gewußt haben. Aber vielleicht sind all jene, denen der akademische Ruf dieses Hallensports bislang nicht bekannt war, auch einfach zu proletarisch, als daß sie sich überhaupt damit beschäftigen würden; geschweige denn Einblick in die glitzernde Welt der Rückballspiele hätten.
Schönhagen läßt es jedenfalls so klingen, als wäre die klassische Golfanlage gegen das durchschnittliche deutsche Volleyballfeld nur noch sowas wie der öffentliche Bolzplatz, auf dem sich die Rabauken aus der Einfamilienhaussiedlung zum Rauchen, Kicken und Dosen-Prosecco trinken treffen.
Selbst die wenigen Volleyballerinnen, die auf den ersten Blick Vielfalt ins Team bringen, sind in Wahrheit Teil der Elite. So zum Beispiel Denise Imoudu: „Als Kind eines Ingenieur-Ehepaares steht Imoudus Karriere stellvertretend für die allermeisten Laufbahnen von Nationalspielerinnen und -spielern“, weiß der Spiegel-Journalist, der sicherlich auch lieber für eine echte Arbeiterpostille schreiben würde. Aber man kann im Leben eben nicht alles haben.
Es sei denn vielleicht, man ist Volleyballerin. Immerhin: „Als Tochter eines Nigerianers“ gesteht Schönhagen Imoudu zu, „eine Besonderheit im deutschen Nationalteam“ zu sein. „Denn es gibt nur wenige nicht weiße Spielerinnen und Spieler.“ Aber eine Schwarze, die nicht aus dem Ghetto kommt oder wenigstens eine Geflüchtete ist, kann die diversen Bedürfnisse des woken Herrn Schönhagen natürlich nicht annähernd befriedigen.
Aber er hat einen Verbündeten. Auch Christian Dünnes, Sportdirektor beim Deutschen Volleyballverband (DVV), findet: „Andere Nationen schaffen es aktuell besser, Menschen aus sozialökonomisch schwächeren Schichten oder Menschen mit Migrationshintergrund in ihre Auswahlteams zu integrieren“. Und das will man doch schließlich sehen, wenn man als deutscher Zuschauer mal wieder „Brot und Spiele“ gucken geht. Sonst kann man ja gleich zuhause bei der eigenen langweilig weißen, biodeutschen Besserverdiener-Familie bleiben.
Aber auch der Sportdirektor erweist sich letztendlich als Enttäuschung für die Edelfeder mit der sehr speziellen Vorliebe für Frauen aus der Unterschicht mit Migrationshintergrund und möglichst niedrigem Bildungsgrad. Denn: „Er führt weder genaue Statistiken über den sozialen Hintergrund der Mitglieder, noch kann er Angaben über die genaue Zusammensetzung der Nationalteams machen.“
Als guter Journalist will der Sportreporter vom Spiegel der Sache natürlich weiter auf den Grund gehen. Er spricht deshalb mit Kaweh Niroomand. Der gebürtige Iraner „ist der Macher hinter dem deutschen Branchenprimus BR Volleys aus Berlin.“ Der sagt: „Wir haben uns bis jetzt zu wenig um dieses Thema gekümmert.“ Volleyball sei eigentlich ein offener Sport, Diskriminierungserfahrungen gebe es kaum.
Das wird Woken-Schönhagen vermutlich gar nicht gerne gehört haben. Dennoch läßt er Niroomand weiterreden. So erfährt man, daß dieser vermutet: „Daß es so wenige nicht weiße Volleyballerinnen und Volleyballer in Deutschland gibt, hat auch mit den Herkunftsländern zu tun.“ So seien Spielerinnen aus Einwandererfamilien in der Vergangenheit oftmals aus dem ehemaligen Ostblock gekommen. Man kann förmlich spüren, wie sich dem Spiegel-Journalisten die Nackenhaare aufstellen. Denn Spielerinnen aus den nahezu durchgängig weißen Ländern Europas sind nun wirklich nicht das, was er sich unter Vielfalt vorstellt.
Zum Glück weiß er: „Das aber allein ist nicht der Grund für die mangelnde Diversität. Der Sport hat sich auch zu wenig nachhaltig für andere Gruppen geöffnet. Dabei müßte er es eigentlich, um den eigenen Schrumpfungsprozeß zu stoppen: Seit 1998 sind die Mitgliederzahlen im DVV von 535.000 auf 405.000 gesunken.“ Platz für bildungsferne Migrantinnen mit den richtigen Hautfarben wäre also genug!
Hubert Martens, Präsident des größten deutschen Landesverbands in Nordrhein-Westfalen, klagt jedoch: „Wir haben bisher noch kein Patentrezept gefunden, um Kinder aus Einwandererfamilien langfristig beim Volleyball zu halten.“ Bundestrainer Felix Koslowski verrät dann endlich, wo der weiße Hase im Pfeffer liegt: „Unser Ausbildungssystem ist auf Akademikerkinder ausgelegt. Gesichtet wird erst ab Ende der Grundschule, danach hauptsächlich im Gymnasium“.
Heißt im Klartext: Die unzähligen Kinder aus Migrantenfamilien, die jeden Tag in den Hinterhöfen der Republik Volleyball spielen und von der großen Karriere am langen Netz träumen, schaut sich niemand an. Dann muß man sich natürlich auch nicht wundern, wenn in den Teams nur weiße und gefühlt weiße Frauen wie Denise Imoudu spielen. Aber selbst die weiß: „Im Gegensatz zu Basketball und Fußball kann man Volleyball nicht auf der Straße spielen, wer nicht aktiv gesichtet wird, oder wo sich Eltern nicht aktiv bemühen, kommt kaum zum Volleyball.“
Jedoch sagt sie dem Spiegel-Journalisten auch: „Ich habe mich nie als Mensch mit Migrationshintergrund gefühlt, habe mir darüber nie Gedanken machen müssen, hatte nie Probleme aufgrund meiner Hautfarbe“. Aber vielleicht kann er sie ja noch überzeugen, daß sie doch irgendwie rassistische Diskriminierungserfahrungen gemacht hat.
In einem stimmen dem Mann vom Spiegel jedenfalls alle zu; wenn vielleicht auch nur, damit er sie endlich in Ruhe läßt: Daß Imoudu in ihrem Sport „eine Ausnahme ist“, belege, „wie viel Arbeit der Verband und die Vereine noch vor sich haben“.