Autorius: Oliver Janich Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-05-23 16:49:00, skaitė 704, komentavo 0
_ von Oliver Janich (entnommen aus COMPACT-Magazin 2/2018)
Ende Oktober 2017 beginnt ein Unbekannter auf 4Chan kryptische Botschaften zu senden, die inzwischen Millionen Internetnutzer rund um den Globus in ihren Bann ziehen. 4Chan ist ein Chatboard, auf dem es möglich ist, anonym zu posten, ohne dass die Nachrichten zu einer realen Person zurückzuführen sind.
Der Unbekannte unterzeichnet seine Botschaften mit Q. Als „Q Clearance“ wird die Sicherheitsfreigabe für Top-Secret-Aktenbezeichnet. Q behauptet, er sei Teil einer von Präsident Trump autorisierten militärischen Geheimdienstoperation, die daran arbeitet, den „Sumpf“ in Washington auszutrocknen – also den Tiefen Staat aus Geheimdiensten und Finanzaristokraten, dessen Frontfrau zuletzt Hillary Clinton gewesen sei. Massenverhaftungen und Militärtribunale sollen im Rahmen dieser Operation anstehen, vor allem im Zusammenhang mit Kinderschändungen, etwa im Zuge der Ermittlungen zum sogenannten Pizza-Gate. Als Bestätigung der Selbstdarstellung von Q werten seine Anhänger, dass Trump bei Wahlkampfveranstaltungen mit den Fingern ein Q in die Luft malte, auf Q-Schilder deutete und mit Michael „Lionel“ LeBron sogar einen Q-Anhänger ins Weiße Haus einlud.
Überraschende Vorkenntnisse
Für Fans ist die Echtheit von Q längst zweifelsfrei bewiesen. Das Problem ist aber, dass seine Botschaften in der Regel recht kryptisch sind. Er benutzt die sokratische Methode, das heißt, er versucht den Leser durch Fragen auf die richtige Spur zu bringen. Immerhin deutet einiges darauf hin, dass Q gewisse Insider-Informationen besitzt. Beispielsweise stellte er bereits am 19.Januar 2018 die Frage, ob neben Hillary nicht auch noch andere Mitglieder der Obama-Administration private E-Mail-Server benutzten, einschließlich Barrack Obama selbst, von Q „Hussein“ genannt. Im Juni 2018 bestätigte sich dies durch den Untersuchungsbericht von Justiz-Inspektor General Michael Horowitz. Er zählte 13 Personen auf, die ebenfalls diese ungesicherten – und deswegen potentiell staatsgefährdenden – Kommunikationswege verwendet haben, auch der damalige Präsident. Alle Initialen der anderen Verdächtigen waren bereits in Qs Post vom Januar 2018 zu finden gewesen.
Erstaunlich ist auch, dass Q politische Entwicklungen vorhersagte, die niemand erahnen konnte – die aber dennoch eintrafen. So schrieb er bereits am 8. März 2018, dass Trump einen Deal mit Kim Jong-un erreicht habe – das war noch auf dem Höhepunkt der Spannungen. Erst viel später meldeten auch die Medien, dass eine Denuklearisierung Nordkoreas und sogar ein Friedensvertrag mit seinem südlichen Nachbarn möglich wäre. Q sagte auch voraus, dass in Saudi-Arabien große Veränderungen bevorstünden – kurz darauf wurden 30 Prinzen und andere korrupte Akteure verhaftet.
Lange bevor die Mainstream-Medien darüber berichteten, brachte der Anonymous den Namen John Huber in die Diskussion. Huber wurde laut Q von Obama eingestellt, trat aber auf Bitten von Trump zunächst zurück. Im Juni 2017 wurde Huber vom Generalstaatsanwalt Jeff Sessions als Interims-Staatsanwalt nominiert und vom Präsidenten bestätigt. Nach einer Meldung des Regionalblattes The Salt Lake Tribune vom 29. März 2018 soll Huber die Clinton-Stiftung, den Uran-Deal mit Russland und die Überwachung des Trump-Wahlkampfes durch das FBI untersuchen.
Breitbart News zitierte am 31. März 2018 den Rechtsprofessor Jonathan Turney mit der Einschätzung, dass Hubers Ernennung ein brillanter Schachzug sei. Er habe 470 Mitarbeiter und sei nicht Teil des Washingtoner Establishments, weil er aus Utah komme – also die Idealbesetzung zur Trockenlegung des Hauptstadt-Sumpfes. Huber sollte am 5. Dezember 2018 in Sachen FBI-Aktivitäten im Wahlkampf 2016 vor dem Kongress aussagen. Dies wurde zunächst durch die Beerdigung des ehemaligen Präsidenten George H.W. Bush verzögert. Als er später vorgeladen wurde, sagte er ab. Der Vorsitzende des Ausschusses Mark Meadows gestattete dies mit dem Hinweis, dass ansonsten eine Ermittlung gefährdet würde.
Der große Schlag
Gleich in seinem ersten Post kündigte Q die unmittelbar bevorstehende Festnahme von Hillary Clinton an. Auch neutrale Beobachter müssen konstatieren, dass die Vorwürfe gegen die ehemalige Präsidentschaftskandidatin der Demokraten stimmen. Allein die Delikte, die ihr zur Last gelegt werden, hätten bei jeder anderen Person längst zumindest zu Untersuchungshaft geführt. Obwohl auf Fox, dem einzigen konservativen Mainstream-Sender, Anwälte und Richter ihre Verbrechen rauf und runter beten, passiert gar nichts. Beispielsweise haben im Dezember 2018 zwei Rechtsexperten, John Moynihan and Lawrence W. Doyle, ausgesagt, dass die Clinton-Stiftung sich laut Gesetz als „Fremder Agent“ hätte registrieren müssen und Hunderte von Millionen an Steuern hinterzogen hat. Noch explosiver: Die Experten gaben zu Protokoll, dass sie glauben, dass längst eine FBI-Untersuchung gegen die Stiftung läuft. Die Mainstream-Medien berichten nicht darüber, obwohl jeder die Aussagen auf dem Parlamentssender C-Span abrufen kann.
Über ein Jahr nach Qs Vorhersage erfreut sich Hillary jedenfalls immer noch ihrer Freiheit. Q erklärt die Verzögerung damit, dass Trump zuerst im Justizapparat aufräumen müsse, bevor er zuschlagen könne. Die Ernennung von Brett Kavanaugh als Richter am Verfassungsgericht, durchgesetzt gegen eine substanzlose Schmutzkampagne von Demokraten und Mainstream-Medien, sei ein erster wichtiger Schritt. Außerdem verweisen Q-Anhänger gerne darauf, dass im Hintergrund schon der große Schlag vorbereitet werde: Juristisches Instrument dafür seien sogenannte sealed charges. Diese „versiegelte Anklagen“ gibt es im deutschen Rechtssystem nicht, da sie die jederzeitige Verhaftung ermöglichen, ohne dass der Beschuldigte weiß, dass er schon mit einem Bein im Gefängnis steht. Q-Anhänger behaupten, die Zahl dieser verdeckten Steckbriefe sei von 1.000 im Jahr 2009 auf jetzt 70.000 angestiegen. Ein deutscher Youtuber hat das allerdings für Kalifornien nachgeprüft und konnte keinen gravierenden Unterschied feststellen: 2014 waren es etwa 3.000 „versiegelte Anklagen“, aktuell 4.000.
Andererseits kann schwerlich behauptet werden, dass sich hinter den Kulissen gar nichts tut. Q wies beispielsweise auf den Präsidentenerlass vom 21. Dezember 2017 hin, mit welchem bestimmte Notstandsmaßnahmen ermöglicht worden seien. Die Order gestattet das Einziehen von Vermögen ausländischer Personen, Unternehmen und Organisationen, die in schwere Menschenrechtsverletzungen wie beispielsweise Kinderhandel verwickelt sind. Nicht ein einziges großes Mainstream-Medium berichtete darüber, obwohl der Erlass auf der Webseite des Weißen Hauses abrufbar ist. Die Anzahl der Verhaftungen im Bereich Kinderprostitution und Kinderpornografie sind jedenfalls dramatisch angestiegen. Meldungen hierzu finden sich aber höchstens in regionalen Zeitungen, alternativen Medien – oder auf der Webseite des Justizministeriums.
Drei Thesen
Folgende Erklärungsmuster bieten sich für das Q-Phänomen an:
Unabhängig von Q spricht vieles für eine Zuspitzung in den USA: Seitdem Trump eine Haushaltssperre verfügt und damit wichtige Regierungsinstitutionen blockiert hat, seit seinem Treffen mit hohen US-Generälen auf der Air Base Ramstein kurz vor Weihnachten in der abhörsicheren Präsidentenmaschine Air Force One (von deutschen Medien zum „Selfie-Termin“ verniedlicht), seit der Ankündigung des Syrien-Abzuges mit dem Auswechseln des Verteidigungsministers mehren sich die Anzeichen einer großen Konfrontation zwischen dem Weißen Haus und seinen Gegnern im Tiefen Staat. Kurz vor Redaktionsschluss drohte der Präsident mit der Ausrufung eines umfassenden nationalen Notstandes.
Oliver Janich, bis 2010 ständiger Mitarbeiter von Focus Money, lebt mittlerweile als Buchautor und Blogger auf den Philippinen. Auf seinem Youtube- und vor allem seinem Telegram-Kanal berichtet er laufend über Q.