Autorius: Alexander Boos Šaltinis: https://de.sputniknews.com/ges... 2020-04-16 06:40:00, skaitė 890, komentavo 0
Für ganz Sachsen-Anhalt zählt das Robert-Koch-Institut derzeit über 1.240 Infizierte mit Covid-19. Der Landkreis Harz betreut derzeit etwa 150 Corona-Fälle und musste bereits sechs Todesfälle beklagen. Doch in der Stadt Wernigerode im Harz sorgt momentan das Landesverwaltungsamt „für reichlich Verunsicherung“. Das berichtete die Zeitung „Volksstimme“ am Mittwoch.
Denn in einem aktuellen Infoschreiben der Behörde heißt es sinngemäß: „Balkon-Konzerte, bei denen Anwohner auf ihren Balkonen durch lokale Bands bespielt werden, sind nach derzeitigen Erkenntnissen als Veranstaltungen zu werten und damit nach der geltenden Pandemie-Verordnung verboten.“ Das Landesverwaltungsamt teilte darüber hinaus mit: „Ausnahmen sind nur unter Auflagen möglich und müssten unter Beteiligung des Gesundheitamtes und des Landesverwaltungsamtes geprüft werden.“
All dies „ist in bestem Behördendeutsch formuliert“, wie die Zeitung in Sachsen-Anhalt süffisant kommentierte.
Zuvor gab es in den letzten Tagen immer wieder spontan abgehaltene „Balkon-Konzerte“ oder Auftritte kleiner Musiker-Ensembles vor Senioren- und Pflegeheimen im Harz. Speziell die Konzerte auf dem Balkon erinnern an Italien. Dort singen die Menschen in Zeiten von Covid-19 seit Wochen spontan vom Balkon oder aus dem Fenster heraus mit ihren Nachbarn.
Erst vor wenigen Tagen hatte der städtische Vermieter in Wernigerode ein Balkon-Konzert mit Musikern der regional bekannten Band „Cellart“ in einem Wohngebiet der Stadt organisiert. „Wir haben den Auftritt extra nicht öffentlich angekündigt, um Menschenansammlungen zu vermeiden“, kündigte ein Sprecher der Vermietungsgesllschaft im Vorfeld an. Es seien lediglich die Mieter angeschrieben worden, dass sie die Musik am Fenster beziehungsweise auf dem Balkon genießen können.
Die Stadt hatte aufgrund der Stellungnahme des Landesverwaltungsamtes alle weiteren geplanten Balkon-Konzerte kurzfristig abgesagt. „Wir haben unsere Partner – das städtische Philharmonische Kammerorchester und die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft – noch am vergangenen Donnerstag informiert, dass die Konzerte nicht stattfinden können“, wurde Tobias Kascha, ein Sprecher des Rathauses in Wernigerode, von der Zeitung zitiert.
Der Stadtvertreter selbst halte das Konzert-Verbot für „überzogen“, betonte er. Die Stadt Wernigerode müsse es aber akzeptieren.
Der Bürgermeister im benachbarten Blankenburg, Heiko Breithaupt (CDU), wählte noch drastischere Worte. Die Entscheidung sei „herzlos“, sagte er – insbesondere in diesen schweren Zeiten. Die Mitteilung des Landesverwaltungsamtes sei „entbehrlich“ gewesen und habe „mehr Verwirrung als Klarheit“ gestiftet. Dem Bürgermeister zufolge hatten
„Konzerte in Blankenburg und Wernigerode in den vergangenen Tagen gezeigt, dass Musikgenuss und Infektionsschutz Hand in Hand gehen und dabei bei den Zuhörern viel Freude verbreiten können.“
Bereits vor Ostern musizierten Künstler in der Region öffentlich zur Freude der dortigen Menschen. So hatten in Wernigerode einzelne Musiker des „Philharmonischen Kammerorchesters“ in der vergangenen Woche vor Senioreneinrichtungen gespielt, ebenfalls unter strikter Einhaltung des Mindestabstandes. Für die Bewohner sei dieser Auftritt ein „Lichtblick“ gewesen, wie die Leiterin des Seniorenzentrums Stadtfeld im Anschluss erklärte. Das Konzert sei für alle sehr bewegend gewesen.
„Es ist einfach toll, dass es Menschen gibt, die an uns denken“, sagte sie.
In Blankenburg traten kurz vor Ostern drei Musiker des örtlichen „Telemannischen Collegium Michaelstein“ vor dem dortigen Seniorenheim und einem Mehrgenerationenhaus auf. Mit dem notwendigen Sicherheitsabstand untereinander und ohne Kontakt zu den Bewohnern, die die Auftritte von Fenstern und Balkonen verfolgten, wie der Bürgermeister versicherte.
„Auch in Wernigerode sind die Auftritte bislang reibungslos und ohne Verletzung der Sicherheitsbestimmungen gelaufen“, berichtete die „Volksstimme“ zur aktuellen Lage vor Ort.
„Versammlungen sind derzeit untersagt, Balkon-Konzerte und ähnliches können durchgeführt werden, wenn die Voraussetzungen der Verordnung erfüllt sind“, erklärte eine Sprecherin des zuständigen Landesverwaltungsamtes auf Anfrage der Zeitung, die das daraufhin so übersetzte.
„Soll heißen: Im Sinne des Infektionsschutzes müssten die Abstandsregeln eingehalten werden, es dürften sich keine Grüppchen mit mehr als zwei Leuten bilden.“
Für die Menschen in den Harzer Städten Wernigerode und Blankenburg seien das zunächst einmal gute Nachrichten. „Wir haben bereits ein weiteres Balkon-Konzert beim Gesundheitsamt und beim Landesverwaltungsamt beantragt“, informierte Wernigerodes Rathaussprecher Kascha am Mittwoch.