Autorius: Marcel Joppa Šaltinis: https://de.sputniknews.com/pol... 2020-04-09 06:26:00, skaitė 753, komentavo 0
Es ist ein eher ungewöhnliches Bild: Der CDU-Politiker Helge Braun stellt sich am Dienstagmorgen ausgiebig den Interviewfragen eines ntv-Moderators im Hauptstadtstudio des Senders. Ungewöhnlich ist es deshalb, weil sich der Chef des Bundeskanzleramts auf der großen, medialen Bühne nicht sonderlich wohl fühlt. Braun arbeitet lieber im Hintergrund, trifft Entscheidungen, knüpft Kontakte – und das schon seit vielen Jahren.
Merkels „Bundesminister für besondere Aufgaben“ übernahm den Posten im März 2018 von dem jetzigen Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Zuvor hatten namhafte Politiker diese Funktion, wie Ronald Pofalla, Thomas de Maizière, Wolfgang Schäuble oder Egon Bahr. Als Chef des Kanzleramts hat man also durchaus Aufstiegschancen. Vor seinem Aufstieg in das Ministeramt war Helge Braun mehrere Jahre parlamentarischer Staatsminister im Bundesministerium für Bildung und Forschung. In dieser Zeit engagierte er sich im Kampf gegen den Ebola-Virus in Afrika. Eine Erfahrung, die ihm nun im Kampf gegen das Corona-Virus hilft.
Aktuell lenkt der CDU-Abgeordnete aber nicht nur das Kanzleramt, er übernahm für die Kanzlerin in der Corona-Krise vor wenigen Wochen die die Rolle des medizinischen Krisenmanagers. Der 47-Jährige versteht vermutlich wie niemand sonst innerhalb der Regierung etwas von der Materie: Braun war vor seiner politischen Karriere Narkosearzt und Intensivmediziner am Uni-Klinikum Gießen. Vor wenigen Monaten veröffentlichte er auf seiner Homepage einen ungewöhnlichen, fast prophetischen Wunsch:
„Zuweilen träume ich schon davon, im Notarztwagen zu sitzen, mal wieder praktischer zu arbeiten."
Nun sitzt Helge Braun quasi im Notarztwagen der Nation, um das Land während der Corona-Pandemie vom Beifahrersitz aus mit zu lenken.
Wir erhalten viele Angebote für die Lieferung von med. Schutzausrüstung. Das geht jetzt ganz einfach. Der Bund kauft FFP2-Masken, Op-Masken und Schutzkittel im „Open house“- Verfahren.
— Helge Braun (@HBraun) March 31, 2020
Dabei ist für die Physikerin Merkel der Mediziner Braun ein wertvolles Werkzeug: Der Kanzleramtsminister pflegt zu den Ministerpräsidenten der Bundesländer seit Beginn seiner Amtszeit ein sehr gutes Verhältnis. So konnte er die Anzahl von Vermittlungsverfahren zwischen Bund und Ländern in der Vergangenheit deutlich minimieren. Diese Fähigkeit kommt ihm auch jetzt in Corona-Zeiten zugute. Intern wird Braun auch der „Buddha von Berlin“ genannt, denn er versteht es anscheinend, die erhitzten Gemüter im täglichen Polit-Zirkus abzukühlen. Auch folgender Satz soll von ihm stammen:
„Die Krise ist so groß, da ist für jeden ein Heldenstück dabei."
Braun versteht es also offensichtlich, das empfindliche Politiker-Ego von Ministerpräsidenten oder Bundesministern zu streicheln und jedem Einzelnen seine Vorteile und Optionen aufzuzeigen.
Der gebürtige Hesse nimmt sich selbst nicht allzu ernst: In seinem Büro hatten seine Vorgänger ein überdimensionales Bild Bismarcks aufgehängt, er hingegen das Trikot der Gießener Basketballmannschaft, für die er einmal gespielt hat. Es heißt, Braun sei ein bodenständiger Optimist, der sich nicht gerne in den Vordergrund dränge. Damit setzt er sich von vielen Politikern ab. Zuletzt ließ er bei einem seiner eher seltenen Interviews durchblicken, dass er einen Plan für das Ende der nationalen Kontaktsperre in der Tasche habe, die berühmt-berüchtigte Exit-Strategie. Gegenüber ntv erklärte er:
„Die Kunst des Anästhesisten ist nicht, dass jemand einschläft, sondern dass alle wieder aufwachen."
Genau darauf wartet Deutschland aktuell: Endlich wieder aufzuwachen, die Wirtschaft wieder aufzuwecken, die Bevölkerung aus den Wohnungen zu befreien und diesen merkwürdigen Corona-Albtraum zu beenden. Ob Helge Braun dafür der Richtige ist? Das wird man später beurteilen müssen. Beobachter aber sind sich sicher: Die schlechteste Besetzung scheint er in der jetzigen Lage nicht zu sein.