Corona bei Maischberger: „Zwischen der Kanzlerin und dem Papst entscheiden“

Autorius: Von Andrej Iwanowski Šaltinis: https://de.sputniknews.com/kom... 2020-03-20 06:01:00, skaitė 1290, komentavo 0

Corona bei Maischberger: „Zwischen der Kanzlerin und dem Papst entscheiden“

Die von der ARD vorige Woche gestartete Talkshow-Reihe „Maischberger vor Ort“ wurde offenbar nach der ersten Sendung abgebrochen: Zwar diskutierte die Moderatorin Mittwochabend mit Experten aus Medizin, Politik und Wirtschaft über die Corona-Krise. Doch abhängig vom jeweiligen Gast schwankte die Stimmung zwischen Weltuntergang und vager Hoffnung.

Am pessimistischsten trat in dieser Sendung der SPD-Gesundheitsexperte und Epidemiologe Karl Lauterbach auf, der mit finstersten Mutmaßungen und Prophezeiungen nicht geizte: "Wir müssen davon ausgehen, dass wir sieben- bis zehnmal so viel Infizierte haben, als uns aktuell bekannt ist." Inoffizielle Zahlen könnten am kommenden Wochenende „im sechsstelligen Bereich“ liegen. Der Grund: Die Gefahr sei viel zu lang verharmlost worden – von Lauterbach selbst, wie er auch zugab. Zu oft habe man das Coronavirus mit einer banalen saisonalen Grippewelle gleichgesetzt. Als Folge nehmen die Menschen die Gefahr auf die leichte Schulter.  Er habe den Eindruck, "dass in der Bevölkerung der Gong noch nicht gehört wurde, wie stark wir die sozialen Kontakte einschränken müssen“.

„Weltmeisterliche Zahl von Invensivbetten“

Den besagten „Gong“ hatte wenige Stunden vor der Maischberger-Sendung Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem inbrünstigen Fernsehappell bedient.

„Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt“, lautete ihre Kernaussage.

Die eingeladenen Mediziner schlugen weniger apokalyptische Töne an. Deutschland verfüge über eine „weltmeisterliche Zahl von Intensivbetten“, nämlich 34 pro 100.000 Einwohner im Vergleich zu 8,4 Betten in dem von Corona so stark gebeutelten Italien, stellte Uwe Janssens, Chefarzt einer Intensivstation in Eschweiler fest.  „Den ersten Stoß werden wir gut abfangen können“, betonte er. Ob es auch weiter glimpflich laufe, hängt nach Janssens Meinung davon ab, wie stark sich die Infektionskurve im Lande abflachen würde – da müsse aber die Bevölkerung mit einer starken Einschränkung der sozialen Kontakte entscheidend mitmachen.

Punktet Laschet bei Corona-Talkshows gegen Merz?

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, der in letzter Zeit kaum eine Corona-TV-Talkshow ausgelassen hat – immerhin laboriert Friedrich Merz, sein Hauptrivale im Kampf um den CDU-Vorsitz, gerade an einer Corona-Infektion und muss auf solche Gelegenheiten verzichten – wiederholte zunächst das, was er drei Tage vorher bei Anne Will behauptet hatte: Deutschland befinde sich „in der schwierigsten Situation seit 1945“.  (Mag sein, dass Merkel diesen Vergleich für ihre TV-Ansprache von Laschet abgeguckt hat.)

Maischbergers Frage an Laschet als Katholik: Der Papst habe gerade erklärt, man müsse zumindest im Familienkreis auf keinen Fall auf Umarmungen, Küsse und Streicheln verzichten – „Wie werden Sie sich nun zwischen der Kanzlerin und dem Papst entscheiden?“ Laschet parierte halbwegs elegant: „Selbst die Oster-Liturgie ist im Vatikan nicht mehr öffentlich.“ Und fügte hinzu: Er persönlich habe diese Äußerung des Papstes nicht gehört.

Als Politiker, der momentan noch höhere Weihen anvisiert, äußerte sich der NRW-Ministerpräsident zurückhaltend in Bezug auf wenig populäre Maßnahmen in puncto Pandemie-Bekämpfung, wie etwa die Ausgangssperre. Immerhin „haben wir bereits etliche Grundrechte außer Kraft gesetzt – Bewegungsfreiheit, Gewerbefreiheit, Religionsfreiheit“, so Laschet. Er bedauerte auch, dass die EU bisher nicht in der Lage war, gemeinsam zu handeln – so sei die Grenzschließung innerhalb der EU „nicht die allerbeste Idee“. „Ich hätte mir gewünscht, man hätte europäische Antworten gefunden.“

Kommt die Verstaatlichung?

Der ARD-Börsenexperte Markus Gürne, der gegen Ende im Studio auftauchte, stellte fest, dass die Börse ihren Boden noch nicht erreicht habe, wie Fachleute die Tiefpunkte im Börsengeschäft umschreiben:

„Eine Bodenbildung wird es bestenfalls geben, wenn die Zahlen der Infektionen nicht mehr steigen“, lautete seine Prognose.

„Am Ende kann nur ein Einziger helfen – und das ist der Staat“, betonte Gürne. „Der Staat hat das Geld. Jetzt ist die Stunde der Fiskalpolitik des Staates.“ Möglich sei auch, dass am Ende Unternehmen verstaatlicht werden.