Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/ges... 2020-02-25 08:32:00, skaitė 689, komentavo 0
Mit dem überraschend großen Covid-19-Ausbruch in Italien steigt die Sorge vor neuen Fällen in Deutschland. Zunächst unbemerkt bleibende Infektionsketten sind nach Experteneinschätzung auch hierzulande möglich. Das ist zum Virus Sars-CoV-2 und der von ihm verursachten Erkrankung Covid-19 bekannt:
Ein Wert, wie viele andere Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt, lässt sich noch immer nicht gesichert angeben. Klar ist, dass sich das Virus durch Tröpfcheninfektion - etwa beim Husten und Sprechen - verbreitet. Und klar ist auch, dass der Erreger deutlich infektiöser ist als anfangs angenommen: Anders als beim eng verwandten Sars-Erreger vermehrt sich das Covid-19-Virus auch im Rachenbereich. Bei den oberen Atemwegen ist der Ansteckungsweg deutlich kürzer, als wenn ein Erreger erst aus der Lunge heraus und in die Lunge eines anderen Menschen hinein gelangen muss. Auch Grippeviren vermehren sich im Rachen.
Zudem weisen erste Ergebnisse darauf hin, dass das Virus auch über das Verdauungssystem und zumindest einige Tage über Oberflächen verbreitet werden kann. Ein bisher unterschätztes Risiko sei womöglich, dass in Stuhlproben von Patienten in der Initialphase einer Covid-19-Erkrankung „durchaus relevante Mengen“ von Sars-CoV-2 nachweisbar seien, hatte etwa Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing, erklärt.
In welchem Umfang auch weitgehend oder ganz symptomfreie Menschen infektiös sein können, ist noch nicht klar.
Mit der Vielzahl nachgewiesener Infektionen in Italien steigt wegen des Reiseverkehrs auch das Risiko einer Einschleppung von Covid-19 nach Deutschland. Das Risiko, dass anderswo in Europa ähnliche Cluster wie in Italien auftreten könnten, werde zurzeit als moderat bis hoch betrachtet, hieß es am Sonntagabend von der europäischen Präventionsbehörde ECDC. Einmal eingeschleppt könne sich das Virus schnell übertragen. ECDC-Direktorin Andrea Ammon erklärte, man rechne damit, dass es in den kommenden Tagen weitere Fälle in Italien sowie möglicherweise auch in anderen Teilen der EU geben werde.
Experten nehmen an, dass es auch in europäischen Ländern längst weitere Infektionsketten geben könnte, von denen bisher niemand ahnt - auch in Deutschland. „Irgendwann wird es wahrscheinlich dazu kommen, dass unbemerkte Infektionen plötzlich bemerkt werden“, hatte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzlich erklärt.
Eine Infektionswelle hierzulande könnte unter anderem volle Wartebereiche und Arztpraxen, belegte Intensivbetten und vollkommen überlastete Gesundheitsämter bedeuten, erklärte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzlich. Der Vorstandschef der Charité, Heyo Kroemer betonte Mitte Februar, man bereite sich intensiv vor. Das Krankenhaussystem fahre im Winter generell unter Volllast - im Fall von Sars-CoV-2-Infektionen hierzulande hätten die Einrichtungen aber Spielräume, zum Beispiel durch das Verschieben nicht dringender Operationen.
Vom Robert Koch-Institut (RKI) hieß es, Ziel in Deutschland sei es, eine Erkrankungswelle hinauszuzögern, um zu vermeiden, dass die Covid-19- und die derzeitige Grippewelle zusammenfallen. „Wir müssen mit angemessenem Aufwand versuchen, die Ausbreitung zu verlangsamen, um einen intensiven Belastungspuls auf das Gesundheitssystem abzumildern“, erklärte Drosten. „Die Zahl der Infektionen sollte über eine möglichst lange Zeit ausgedehnt werden.“
Nach einer von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse sterben im Land 2,3 Prozent der mit Sars-CoV-2 Infizierten. Betroffen sind demnach vor allem alte Menschen und solche mit schweren Vorerkrankungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Bei Menschen über 80 Jahren liegt die aus den dort vorliegenden Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der 10 bis 39 Jahre alten Menschen sterben 0,2 Prozent der Infizierten, also etwa 2 von 1000 Betroffenen.
In der weit überwiegenden Zahl der Fälle - der Gesundheitsbehörde zufolge mehr als 80 Prozent - zeigen Menschen, die sich mit dem Covid-19-Erreger angesteckt haben, nur milde Symptome. Knapp 14 Prozent der Betroffenen entwickeln demnach schwere Symptome wie Atemnot, knapp 5 Prozent lebensbedrohliche Auswirkungen wie Atemstillstand, septischen Schock oder Multiorganversagen.
Auch der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte unter Bezug auf die Datenanalyse aus China von gut 80 Prozent milden Infektionsverläufen gesprochen. Es gebe zudem relativ wenige Fälle bei Kindern, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus. Noch sei unklar, warum das so sei.
Experten gehen davon aus, dass die Sterblichkeit eigentlich geringer ist wie in China errechnet, unter anderem weil in der chinesischen Statistik viele mild verlaufende Infektionen gar nicht erfasst werden. Gesicherte Analysen zur Sterblichkeit aus anderen Ländern gibt es bisher aber nicht.
Viele Menschen haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. Hinzukommen können Fieber, Husten und Atemprobleme, wie sie auch bei einer Grippe auftreten. Auch Kopfschmerzen oder Durchfall sind möglich. Die Inkubationszeit - der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen - beträgt nach derzeitigem Stand meist 2 bis 14 Tage. Das ist der Grund dafür, dass Verdachtsfälle zwei Wochen isoliert werden.
Wie lässt sich die neue Lungenkrankheit behandeln?
Eine spezielle Therapie für die Erkrankung Covid-19 gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung.
Nein. Etliche Labors weltweit forschen derzeit an Impfstoffen wie es sie auch bei der Grippe gibt. Die Entwicklung einer Schutzimpfung nimmt aber viel Zeit in Anspruch. Erste experimentelle Impfstoffe könne es noch dieses Jahr geben, sagte der Virologe Gerd Sutter von der Ludwig-Maximilians-Universität München kürzlich. Ob und wann sie an Menschen getestet werden könnten, sei eine andere Sache. „Die Entwicklung eines Impfstoffs ist ein langwieriger, mühsamer Prozess, vor allem die Zulassung und die klinische Prüfung eines Kandidaten.“
WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan glaubt, dass erste Impfstoff-Tests an Menschen in drei bis vier Monaten beginnen könnten. Ein zertifizierter Impfstoff für weitreichenden Einsatz stehe aber wohl erst in 18 Monaten zur Verfügung.
Unter einer Pandemie wird oft die Ausbreitung einer Krankheit beim Menschen über alle Kontinente verstanden. Dabei gilt eine Region als „betroffen“, wenn es dort Übertragungsketten gibt - und nicht nur einzelne Einschleppungen durch Reisende. Meldungen zu solchen Infektionsketten fehlen noch aus Afrika und Amerika. Die Frage sei gerade bei bestimmten afrikanischen und südamerikanischen Ländern, ob überhaupt auf das Virus getestet wird und Fälle erkannt werden, erklärte der Berliner Virologe Christian Drosten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benutzt den Begriff Pandemie nicht mehr und erklärt eine solche auch nicht. Die Ernsthaftigkeit einer Seuche misst sie nur noch an der Erklärung einer „Notlage von internationaler Tragweite“. Mit der gängigen Definition von Pandemie hat diese nichts zu tun.
Der wahrscheinlich im November oder Dezember auf einem Wildtiermarkt in Wuhan in China auf den Menschen übergesprungene Erreger Sars-2-CoV zählt zu den Coronaviren. Sie sind wegen der zackenartigen Strukturen auf ihrer Oberfläche so benannt. Sieben Vertreter dieser Gruppe verursachen beim Menschen Atemwegserkrankungen, etwa auch Schnupfen oder Husten.
Sars-CoV-2 eingeschlossen ist von dreien bekannt, dass sie mitunter schwere Symptome auslösen. Beim ebenfalls aus China stammenden Sars-Virus (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) wurden 2002/2003 rund 8000 Fälle bekannt, etwa 800 Menschen starben. 2012 tauchte in Vorderasien das Mers-Virus (Middle East Respiratory Syndrome) auf. Es ist weniger ansteckend, aber aggressiver: Von rund 2500 Infizierten bis November 2019 starben knapp 860 - etwa jeder dritte.
Der Covid-19-Erreger Sars-CoV-2 ist genetisch sehr eng mit dem Sars-Erreger Sars-CoV verwandt, daher hat er auch den sehr ähnlichen Fachnamen erhalten.
Zum Schutz vor diesem wie auch anderen Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel und Abstand zu Erkrankten. Den Nutzen von normalen Atemmasken - wie derzeit in China überall auf den Straßen zu sehen - schätzen Experten als eher gering ein. Von Nutzen kann sein, Umarmungen und Händeschütteln einzuschränken und von vielen Menschen berührte Oberflächen wie Türklinken, Haltegriffe und Aufzugknöpfe nicht anzufassen.
as/dpa