Autorius: LARS POELZ Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-02-19 11:11:00, skaitė 901, komentavo 0
Leichenberge nach den Luftangriffen vom 13. und 14. Februar 1945. Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-08778-0001
Während es in der deutschen Öffentlichkeit tabuisiert ist, Verbrechen der Siegermächte im Zweiten Weltkrieg zu verurteilen, regen sich Stimmen aus den Reihen der ehemaligen Gegnerstaaten, die die Verbrechen der Alliierten anklagen. Doch darf die Würdigung und Benennung deutscher Opfer nicht nur den Siegern vorbehalten sein.
Mit einem würdevollen Gedenken zu Dresden tun sich die deutschen Meinungsmacher auch 75 Jahre nach dem Bombenterror noch schwer. Dennoch flammt pünktlich zum Jahrestag des Bombardement der sächsischen Elbestadt die Diskussion, ob es sich um ein Kriegsverbrechen handelte oder nicht, erneut auf. Anstoß dazu ist ein Buch, das aus der Feder des britischen Publizisten und Historikers Sinclair McKay stammt. Es trägt den Titel „Dresden. The Fire and the Darkness“. Dieses Werk findet in vielen britischen Medien derzeit eine starke Resonanz, zum teil auch in Deutschland. Das englische Magazin „The Spectator“ beispielsweise führte vor einigen Tagen ein Interview mit Mckay und stellte die Frage, ob das Inferno von Dresden als Kriegsverbrechen bezeichnet werden könne. Seine Antwort lautete. „Es war eine Gräueltat.“ Den Begriff Kriegsverbrechen vermeidet er dabei lieber, da er aus seiner Sicht ein juristischer sei, der bei einer moralischen Wertung nicht anzuwenden ist.
Für sein Urteil zum Luftangriff auf Dresden findet er offenbar bei weiteren Briten Bestätigung. Denn auch ein britischer Veteran, der die Zerstörung Dresdens als Kriegsgefangener erleben musste, sagte in der vergangenen Woche gegenüber der Boulevardzeitung „Sun“: „Dresden überzeugte mich, dass ich ein Mörder war, und es hat mich wahnsinnig gemacht.“ Edward Lucas, Jornalist bei der „Times“ und beim „Daly-Mail“, rief gar dazu auf, die Briten sollten sich von der Heldenperspektive lösen und das Umschreiben der Geschichte beenden. „Wir haben den Krieg nicht geführt, um die Juden zu retten“, führt er weiter aus. Diese Aussage erinnert an die Worte von Sir Robert Vansittart, der als beratender Diplomat beim britischen Premiers Winston Churchill fungierte: „Der Feind ist das Deutsche Reich und nicht lediglich der Nazismus, und jene, die diese Lektion noch nicht begriffen haben, haben überhaupt nichts begriffen (…)“.
Dass der Krieg von Großbritannien nicht primär gegen den Nationalsozialismus gerichtet war, deutet auch der kürzlich verstorbene britische Politiker Paddy Ashdown (Liberaldemokraten) in seinem Werk „No“ an. So kritisiert er die Weigerung Churchills, auf die Angebote der deutschen Widerstandsbewegung einzugehen.
Bemerkenswert ist, dass die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ in ihrer Ausgabe vom 13. Februar 2020 nicht nur die bereits erwähnten Fakten enthielt, sondern auch die Entwicklung des deutsch-britischen Bombenkriegs richtig darstellt. In der bundesdeutschen Öffentlichkeit galt nämliche lange Zeit die Bombardierung Coventrys im September 1940 als Anlass für den anglo-amerikanischen Revanche-Bombenterror. Dass Cuxhaven bereits am 4. September 1939 Ziel für britische Luftangriffe war, wird kaum erwähnt. Im Mai des darauffolgenden Jahres fanden weitere Bombenabwürfe auf die Städte Mönchengladbach, Aachen, Dortmund, Essen, Hamm, und Hannover statt – erst dann flog die deutsche Luftwaffe die Angriffe auf Coventry. Fakten wider den Zeitgeist, die sie in viel größerem Umfang auch in COMPACT-Geschichte Nr. 8 „Verbrechen an Deutschen. Vertreibung, Bombenterror, Massenvergewaltigungen“ nachlesen können.