Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/wir... 2020-02-07 15:14:22, skaitė 822, komentavo 0
Thüringer Skandal-Wahl: Pressestatement von FDP-Chef Lindner in Berlin
Aktuell ist Palladium an den Rohstoffmärkten fast 1000 Dollar teurer als Gold, je Unze gesehen. „Kein Rohstoff hat sich zuletzt so stark verteuert wie Palladium“, schrieb das „Handelsblatt“ Ende Januar.
Ein weiteres wirtschaftlich wichtiges Platinmetall für die deutsche Automobil-Wirtschaft ist Rhodium. Das silberweiße, harte und chemisch gesprochen „unreaktive“ Übergangsmetall findet sich in Katalysatoren, wo es zur Reduzierung von Stickoxiden eingesetzt wird. Rhodium wird laut Bergbau-Experten nur in geringen Mengen gewonnen. Südafrika ist auch bei diesem Metall in der Welt-Produktion führend. Das weltweit zweitgrößte Produktionsland ist Russland, gefolgt von Kanada und Simbabwe.
Rhodium befindet sich seit Monaten – ähnlich wie Palladium – auf einem schwindelerregenden Preishoch. Momentan kostet Rhodium je Feinunze etwa 10.900 US-Dollar. Noch im Mai 2018 war eine Unze Rhodium „nur“ 2175 Dollar wert gewesen.
Im Sputnik-Interview erklärte Rohstoff-Experte Martin Siegel von „Stabilitas Fonds“ den Hintergrund:
„Rhodium befindet sich aktuell mit einem Preis von über 10.000 Dollar in einer extremen Marktenge, genau wie auch Palladium. Vor ein paar Jahren lag der Rhodium-Preis noch bei um die 1000 Dollar. Hier wurde der Preis verzehnfacht.“ Die gleiche Analyse gilt laut ihm aktuell auch für weitere Weißmetalle wie Iridium oder Ruthenium, die ebenfalls von Bedeutung für die Wirtschaft sind.
Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion im Bundestag aus Sommer 2018 geht hervor, dass Deutschland den Großteil seines Palladiums aus Russland bezieht, das sind über 25 Prozent. Laut der Studie baut Russland über 37 Prozent des gesamten Palladiums in der Welt ab. Über 15 Prozent des Weltbestands an Rhodium kommt demnach ebenso aus der Russischen Föderation. Allerdings importiert Deutschland russisches Rhodium nur in sehr geringen Mengen. Den Hauptanteil der Rhodium-Lieferungen an deutsche Unternehmen sichert dagegen Südafrika. Das Land verfügt über 75 Prozent des gesamten Weltbestands an dem Metall und ist damit Rhodium-Exporteur Nummer Eins für Deutschland.
„Sicherlich spielt Russland nach Südafrika für die deutsche Industrie eine ganz entscheidende Rolle“, sagte Markt-Analytiker Siegel im Interview. „Russland (als Palladium-Exporteur, Anm. d. Red.) hat natürlich eine wichtige Funktion in der Versorgung der deutschen Nachfrage nach diesem Metall. Wenn Lieferprobleme in Südafrika auftreten, dann muss Deutschland schauen, dass seine Beziehungen nach Russland in Ordnung sind, damit das Land von dort auch Metalle beziehen kann. Wenn Richtung Russland die Türen zuschlagen werden, dann bleiben nur noch die USA, die allerdings nur eine relativ kleine Produktion haben, die kaum für den Eigenbedarf ausreicht. Oder Simbabwe.“
In der Antwort der deutschen Regierung auf die FDP-Anfrage ist ebenfalls zu lesen: „Die Bundesregierung ist sich mit den Unternehmen einig, dass die Rohstoffsicherung grundsätzlich die Aufgabe der Unternehmen bleibt. In der Rohstoffstrategie der Bundesregierung legt die Bundesregierung dar, wie sie die Bemühungen der Unternehmen bei der Rohstoffsicherung effizient am Leitgedanken der nachhaltigen Entwicklung orientierend flankieren will.“
Erst Mitte Januar hatte die Bundesregierung ihre neue Rohstoff-Strategie öffentlich vorgelegt. Sputnik hat darüber berichtet.
Doch die neue Strategie sei möglicherweise in dieser Form für Deutschland gar nicht notwendig, kommentierte Rohstoff-Experte Siegel in einem früheren Interview: „Bisher hat die deutsche Industrie noch nie darunter gelitten, an Rohstoffe nicht herangekommen zu sein. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die deutsche Industrie mit der Nachfrage, die sie über viele Jahre hat und den Preisen, die sie international bezahlen kann, stark genug ist, zu ihren Metallen zu kommen.“
Der Wirtschafts-Experte aus NRW erwähnte, dass der in Russland beheimatete größte Palladium-Produzent der Welt, „Nornickel“ (früherer Name bis 2016: „Norilsk Nickel“), angekündigt hat, „ab nächstes Jahr die Palladium-Produktion erhöhen zu wollen. Wenn das gelingt, wird das einen dämpfenden Einfluss auf den Palladium-Preis haben.“ Damit stellte der Goldmarkt- und Finanz-Fachmann klar, welche Marktmacht Russland hat. Russlands größtes Palladium-Unternehmen könne durch Fördermengen eben auch Einfluss auf die Weltpreise bei jenem Platinmetall nehmen, das in der deutschen Autoindustrie so begehrt ist. Allerdings müssen Deutschlands Autobauer aktuell auch mehr bezahlen, um die strategisch wichtigen Bodenschätze einzukaufen
Sputnik wollte daraufhin wissen, ob das aktuelle Preishoch bei Palladium (circa 2400 Dollar je Unze) und bei Rhodium (fast 11.000 Dollar) dem russischen Staat oder russischen Firmen mehr Einnahmen bringen könnte. „Definitiv geht es dem mit Abstand größten russischen Palladium-Produzenten ‚Nornickel‘ sehr gut“, so die Antwort von Rohstoff-Analytiker Siegel. „Er wird seine Mehreinnahmen als Gewinne verbuchen können. Der russische Staat wird sicherlich seinen Steueranteil daraus auch erhalten. Mit dem Geld wird die Produktion aufrechterhalten oder ab dem nächsten Jahr sogar gesteigert. Das Unternehmen wird das sicherlich so vorsichtig machen, dass es sich den Preis des eigenen Produktes nicht zerstört. Sondern den Palladium-Markt weiter eng halten und trotzdem mit einem höheren Volumen dann noch mehr Einnahmen generieren. Ich würde sagen, es muss sich derzeit bei ‚Nornickel‘ um ein sehr profitables Unternehmen handeln.“
Sein operatives Geschäft betreibt der weltweit führende Nickel- und Palladiumförderer „Nornickel“ im nördlichen Russland. In der russischen Region Norilsk-Talnach ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber.
„Wir haben aktuell beim Palladium Versorgungsprobleme, weil in Südafrika (auch wegen Stromkrisen wie im Dezember, Anm. d. Red.) immer wieder die Produktion ausfällt“, sagte Siegel bereits in einem anderen Sputnik-Interview.
Der südafrikanische Lieferausfall bedeutet in der konkurrierenden Weltwirtschaft jedoch auch: Wenn Südafrika nicht liefern kann, steht Russland direkt dahinter als weltgrößter Palladium-Exporteur – und profitiert davon.
Allerdings würden Sanktionen und Handelskonflikte Russland als wichtigen Welt-Exporteur dieser Ressourcen belasten, betonte der Rohstoff-Experte. Afrikanische Exporteure wie Südafrika und Simbabwe seien aufgrund politischer und sozialer Spannungen sowie Krisen in der Energie- und Stromversorgung ebenso „nicht unproblematisch“. Ausfälle von Rohstoff-Lieferungen nach Deutschland könnten die Folge sein. Die Leidtragenden wären dann Deutschlands Autohersteller wie Volkswagen (VW), BMW, Daimler, Mercedes-Benz, Porsche oder Opel, um nur einige zu nennen.
Das Radio-Interview mit Rohstoff-Experte Martin Siegel zum Nachhören: