Autorius: RT deutsch Šaltinis: https://deutsch.rt.com/meinung... 2020-01-29 00:36:54, skaitė 745, komentavo 0
von Nebojsa Malic
Das deutsche Wochenmagazin Der Spiegel erklärte "irrtümlich", die US-Armee habe das berüchtigte Vernichtungslager Auschwitz befreit. Doch bei ihren Bemühungen, die Rolle der Sowjetunion bei der Beendigung des Holocaust aus der Geschichtsschreibung des Zweiten Weltkriegs zu tilgen, sind die Spiegel-Redakteure in bester Gesellschaft – der des Weißen Hauses.
Der Spiegel veröffentlichte in der vergangenen Woche eine Grafik auf Social-Media-Plattformen, die besagt, dass die "amerikanische Armee" das größte Nazi-Todeslager Auschwitz befreit habe.
Bester Fuckup zum #27januar bisher von @derspiegel. Westorientierung Deutschlands hin oder her, aber Auschwitz wurde dennoch von der Roten Armee befreit! pic.twitter.com/S4kGqUQqfE
— max czollek (@rubenmcloop) Januar 26, 2020
Das allerdings wäre für jeden der 322. Schützendivision der 1. Ukrainischen Front der Roten Armee, die am 27. Januar 1945 (später zum internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt) tatsächlich die Tore des Lagers eintrat, ein neuer Mythos.
Beim Spiegel gestand man "diesen extrem peinlichen Fehler" ziemlich schnell ein. Man betonte, ihn am Donnerstagabend gemacht und noch bis Freitagmorgen korrigiert zu haben.
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"Dass nun der Screenshot von Donnerstagabend kursiert, nehmen wir als gerechte Strafe an", twitterte das Magazin später.
Uns ist in der Snapchat-Ausgabe von Donnerstagabend dieser extrem peinliche Fehler passiert, für den wir uns nur entschuldigen können. Wir haben ihn Freitag Vormittag korrigiert. Dass nun der Screenshot von Donnerstagabend kursiert, nehmen wir als gerechte Strafe an. pic.twitter.com/jtoZTogwWc
— DER SPIEGEL (@derspiegel) Januar 26, 2020
Wenn so etwas einmal passiert, ist es in der Tat ein "äußerst peinlicher Fehler". Doch wenn es Rückenwind in Form von Reden der beiden höchsten US-Beamten gibt, könnte man auf den Gedanken kommen, dass da etwas anderes im Gange ist.
Am selben Tag, an dem der Spiegel diese schamlose Falschbehauptung veröffentlichte, bezeichnete US-Vizepräsident Mike Pence in seiner Rede auf dem Weltholocaust-Forum in Israel die Befreier des Lagers bloß als "Soldaten", ohne zu sagen, wessen Soldaten es waren. Und weiter ging es in seiner Rede um zwei Millionen US-Soldaten, die in Europa kämpften und "entsetzliche Verluste" erlitten, um den Kontinent "aus dem Griff der Tyrannei" zu befreien. Indes reduzierte er den weitaus größeren Beitrag der Roten Armee und der Sowjetunion als Ganzes auf die sehr abstrakte Quotenphrase "alle alliierten Streitkräfte".
In den US-Mainstream-Medien blieb jegliche Empörung über diesen entsetzlichen Revisionismus aus. Am Montag beging US-Präsident Donald Trump bei der Ausrufung des Holocaust-Gedenktages die gleiche Sünde durch Unterlassung: Während in der Rede "die Helden, die ihr eigenes Leben riskierten – von denen viele das ultimative Opfer erbrachten – um zur Befreiung der Lager beizutragen", anerkannt wurden, fehlt jegliche Präzisierung, wer diese Helden waren, abgesehen von den ebenfalls sehr abstrakten "Kräften der Freiheit".
Angesichts der Rede Trumps und der von Pence könnte man leicht den Eindruck gewinnen, dass diese heldenhaften Soldaten US-Amerikaner und keine Rotarmisten waren.
Trumps Verlautbarung endete mit der Losung, "böse und unterdrückende Regimes mit Demokratie, Gerechtigkeit und dem mitfühlenden Geist, der in den Herzen aller Amerikaner zu finden ist, zu bekämpfen". Dies deutet darauf hin, dass der Prozess der Tilgung des Beitrags der Sowjetunion zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust in Washington so gut wie abgeschlossen ist – und der Spiegel lediglich seiner Zeit um einige Tage vorauseilte.
RT Deutsch bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Übersetzt aus dem Englischen. Nebojsa Malic ist ein serbisch-US-amerikanischer Journalist, Blogger und Übersetzer, der in den Jahren 2000 bis 2015 eine regelmäßige Kolumne für Antiwar.com schrieb und jetzt als leitender Autor bei RT tätig ist.
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