Autorius: MICHAEL RICHTER Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2017-03-24 03:49:00, skaitė 1104, komentavo 0
Die ständige Tabuisierung von Wörtern, deren Ersetzen durch monströse Sprachkonstrukte, die verbalen Zwänge der Political Correctness haben für Sprachwissenschaftler Jürgen Trabant ihren Ursprung in früher Neuzeit: Philosophen wie Francis Bacon versuchten, ein wissenschaftliches Denken zu etablieren. Das beinhaltete auch eine Klärung der Sprache, denn Wörter – so glaubt(e) man – transportieren Denkmuster.
Dabei entdeckten die Philosophen, dass die Sprache der Bevölkerungen, der unteren Schichten, sich nicht auf neuestem Wissenstand befand – und dringend der Korrektur bedurfte. Mit anderen Worten: Sprachregulation begann als Klassenkampf. Geführt von Upper-Class-Philosophen zur Erziehung der niedrigen Stände, weil deren Weltbild überholt schien.
Vor allem die französische Revolution hat versucht, durch neue Wörter und Redeweisen das Denken des Volkes zu beeinflussen. Als Mittel zur „Tugend-Erziehung“ erscheint Sprache als so bedeutungsvoll, dass keine Diktatur auf ihre Manipulation verzichten mag. George Orwell hatte dies in seinem Roman 1984 anhand des „Neusprechs“ demonstriert. Aber nicht nur Diktatoren, auch westliche Demokratien versuchen politische Lenkung durch Weißwaschen der Sprache. Jürgen Trabant sagte im Interview mit dem Deutschlandfunk: „Die Sprachwaschmaschine ist ein gesellschaftliches Spiel, wenn Sie so wollen, in dem Sprache, die nicht gefällig ist, korrigiert wird“.
Trabant zeigt dabei die Problematik dieses Wasch-Spielchens auf: Habe man sich einst mit dem Begriff Negro für dunkelhäutige Menschen nicht mehr wohl gefühlt und dessen Austausch gegen ein besseres Wort versucht, so sei die aktuelle Verwerfung des Begriffs „Flüchtling“ keineswegs auf allgemeines Unbehagen zurückzuführen. Hier „hat eine Gruppe von Rechthabenden beschlossen, dass das Wort Flüchtling einen negativen Beigeschmack hätte, was es, glaube ich, im normalen Deutschen nicht hat. Damit wird dann dieses Wort gleichsam geächtet und es wird allen wohlmeinenden Menschen, die die Wahrheit möchten und die gut sein wollen, nahegelegt, dass sie doch Geflüchtete sagen und nicht mehr Flüchtlinge.“
Daran zeigt sich deutlich: „Die Sprachwaschmaschine wird von den Eliten betrieben, wird von den Wissenschaftlern betrieben, wird von Leuten betrieben, die die Wahrheit haben“. Trabants Einwand gegen das elitäre Waschspielchen: Die Sprache determiniere das Denken keineswegs so sehr, wie oft geglaubt wird. Auch wenn wir sagen, dass die Sonne untergeht, so wisse doch jeder, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Dass es sich nur um eine alte Redewendung handelt.
US-Präsident Donald Trump sei dagegen „die Maschine gegen die Sprachreinigung. Trump und die ganze populistische Bewegung ist ja eine Bewegung gegen diejenigen, die die Sprachwaschmaschine betreiben.“ Ein Aufstand, eine Revolte gegen übermäßige Regulierungswut.
(1) http://www.deutschlandfunk.de/politisch-korrekte-sprache-die-eliten-betreiben-eine.691.de.html?dram:article_id=381780