Der deutsche Selbstmord

Autorius: COMPACT-Magazin Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2023-10-21 21:36:00, skaitė 1385, komentavo 0

Der deutsche Selbstmord

Eine Industrienation schafft sich ab. Klimawahn, Verbrenner-Verbot und Russland-Sanktionen bedeuten für die einst stärkste Volkswirtschaft Europas den Untergang. Besonders eine Kennziffer ist dramatisch. Es folgen Auszüge aus dem Artikel „Der deutsche Selbstmord“ , den Sie ungekürzt in der Septemberausgabe des COMPACT-Magazins lesen können. Hier mehr erfahren.

_ von Sven Reuth

Wer den Rhein bis zur Höhe von Ludwigshafen hinauffährt, der trifft dort auf ein eindrucksvolles Labyrinth aus Schornsteinen, Raffinerien, Kesseln, Röhren, Tanks und Pipelines. Wenn dieser Ort in der Nacht von zehntausenden Lichtern erhellt wird, dann nimmt er eine fast zauberhafte Anmutung an. Hier befindet sich auf einer Größe von mehr als zehn Quadratkilometern das größte Chemieareal der Welt, auf dem mehr als 2.000 Gebäude stehen.

Eine Wunderwelt der Technik, gewachsen seit der Gründung der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik (BASF) im Jahr 1865. Damals zogen die Firmengründer schnell auf die linksrheinische Seite um, weil sie vom bayerischen König Maximilian II. großzügig gefördert wurden. Heute hingegen unternimmt die Politik alles, um die Industrie, der Deutschland seinen Wohlstand verdankt, aus dem Land zu jagen.

Exodus nach China

Schon 2022 warnte BASF-Chef Martin Brudermüller mit Blick auf die Russland-Sanktionen vor einer Zerstörung der «gesamten Volkswirtschaft». In diesem Jahr zog er nun Konsequenzen. Zwei große Werke am Standort Ludwigshafen werden geschlossen, 2.600 Arbeitsplätze abgebaut. Der neue Schlüsselkomplex des Konzerns aus der Rheinpfalz wird künftig am Südchinesischen Meer in der Millionenstadt Zhanjiang entstehen. Hier investiert die BASF rund zehn Milliarden US-Dollar für ein Hightech-Verbundwerk nach modernsten Standards.

2011 wurden noch 5,87 Millionen Fahrzeuge produziert, 2022 nur noch 3,4 Millionen.

In Ludwigshafen werde man dennoch «nicht alles sofort abreißen», auch wenn man den Platz im Moment nicht brauche. Diese Worte sind ein ohne alle diplomatische Rücksichtnahmen ausgesprochener Schlag in das Gesicht einer komplett gescheiterten deutschen Wirtschaftspolitik. Und andere große Unternehmen der Branche ziehen nach.

Der Spezialchemie-Hersteller Lanxess, eine Abspaltung von Bayer, erwägt die Auflösung zweier Produktionsstätten in Krefeld-Uerdingen, da man in Deutschland ohnehin nur noch Geld verbrenne. Derzeit schließt gerade das Uedesheimer Rheinwerk, einst unsere größte Aluminiumhütte. Schon Ende 2022 hatte der preisgekrönte Mittelständler Oxxynova seine Fabrik zur Produktion von Kunststoffen im niedersächsischen Steyerberg dichtgemacht. Der Lanxess-Vorstandsvorsitzende Matthias Zachert äußerte bereits im vergangenen Jahr gegenüber dem Handelsblatt:

«Bleiben die deutschen Energiepreise auf dem derzeitigen Niveau, dann werden wir erleben, dass reihenweise Betriebe in deutschen Schlüsselindustrien schließen.»

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Hier geht Habecks Elektromobil-Wahn in Flammen auf: Ende Juli, nördlich der niederländischen Insel Ameland: Feuer auf dem Frachtschiff Fremantle Highway mit fast 3.000 E-Autos an Bord. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die exorbitanten Kosten für den Strom sind tatsächlich der Dreh- und Angelpunkt dieser traurigen Entwicklung. (…)

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Diese Spezial-Ausgabe rechnet mit grünem Irrsinn gründlich ab. Noch ist das Heft erhältlich: compact-shop.de. Foto: COMPACT

Beobachter schließen mittlerweile nicht einmal mehr eine Insolvenz von VW aus. Dafür gibt es mehrere Gründe. Im globalen Markt für Elektrofahrzeuge liegt der Anteil von chinesischen Herstellern bei 28 Prozent, deutsche Produzenten kommen gerade einmal auf vier Prozent. Und es gibt noch eine Hiobsbotschaft: VW war seit Mitte der 1980er Jahre der erfolgreichste Hersteller im Reich der Mitte und lag damit im mit Abstand größten Automarkt der Welt vorne. Ein großer Teil der Gewinne der Wolfsburger im vergangenen Vierteljahrhundert kam aus der Volksrepublik. Im ersten Quartal 2023 wurde man hier nun allerdings von dem heimischen Hersteller BYD überrundet. Christian Malorny, Chef der globalen Autoabteilung der Unternehmensberatung Kearney, konfrontierte den VW-Vorstand schon mal mit der Frage, wie lange die Chinesen wohl noch die defizitären Werke in Deutschland bezahlen würden. (…)

Die Zahlen sprechen mittlerweile eine eindeutige Sprache. Die Welt wächst, doch Deutschland schrumpft – das ist die Botschaft der jüngsten Sommer-Konjunkturprognose des Internationalen Währungsfonds. Global gesehen liegt Deutschland mit einem prognostizierten Negativwachstum von 0,3 Prozent für das laufende Jahr abgeschlagen auf dem letzten Platz. Angeführt wird die Liste von Indien.

Dem neuerdings bevölkerungsreichsten Land der Welt wird ein Zuwachs von 6,1 Prozent vorhergesagt. Das in einem Krieg befindliche Russland soll um 1,5 Prozent expandieren. Selbst Großbritannien, das laut der Einheitsmeinung deutscher Journalisten mit dem Brexit doch angeblich alle wirtschaftlichen Zukunftschancen verspielt hat, wird um 0,4 Prozent zulegen.

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Zorn auf Habeck: Protest auf Rügen gegen das geplante Terminal für Flüssiggas. Der Bürgermeister des Ostseebades Binz spricht zu entnervten Bürgern. Foto: picture alliance/dpa

Hochdramatisch ist auch eine weitere Zahl. Mit einem Nettoabfluss von Direktinvestitionen in Höhe von 132 Milliarden Dollar bildete Deutschland 2022 in dieser Kategorie das Schlusslicht unter allen von der OECD aufgeführten 46 Staaten. Die internationalen Investoren suchen mittlerweile massenhaft nach Auswegen aus einem Land, das keinerlei ökonomische Perspektiven mehr bietet.

Nur einer sieht die Flammenzeichen an der Wand nicht. Völlig abgekoppelt von der Realität schafft sich Kanzler Olaf Scholz seine eigene Traumwelt. In einem Gespräch mit der Lausitzer Rundschau äußerte er unlängst: «Unser Land steht vor einer guten Zukunft. Wegen der hohen Investitionen in den Klimaschutz wird Deutschland für einige Zeit Wachstumsraten erzielen können, wie zuletzt in den 1950er und 1960er Jahren geschehen.»

Diese Aussage wirft fast schon die Frage auf, ob der Kanzler, der sich viel auf seine vermeintliche Wirtschaftskompetenz einbildet, überhaupt noch zurechnungsfähig ist. Die Ludwig-Erhard-Fantasien von Scholz sind eines in jedem Fall: nämlich vermessen. (…)

Dieser Artikel erschien ungekürzt im COMPACT-Magazin 09/2023. Diese Ausgabe können Sie in digitaler oder gedruckter Form hier bestellen.