Autorius: RT Šaltinis: https://de.rt.com/meinung/1797... 2023-09-05 21:10:00, skaitė 617, komentavo 0
Welt als Bühne für innenpolitische Inszenierung: US-Präsident Joe Biden, Stellvertreterin Kamala Harris und Sprecher des Repräsentantenhauses Kevin McCarthy bei Jahresansprache zum US-Kongress. Washington, DC, 08. Februar 2023. Symbolbild.
Von Wladimir Kornilow.
Washington beabsichtigt für das kommende Jahr einen Weltkrieg, um Joe Biden und die Demokratische Partei an der Macht zu halten. Dies erklärte neulich der populärste amerikanische Fernsehmoderator Tucker Carlson. Carlsons Worte sorgten in den westlichen Medien und insbesondere in den sozialen Netzwerken, die er nach seiner Entlassung bei Fox News zu seiner wichtigsten Plattform gemacht hat, für viel Resonanz.
In einem Interview an den Radiomoderator Adam Carolla äußerte er sich zu den Absichten der Demokraten:
"Sie dürfen nicht verlieren. Sie werden alles tun, was sie können, um zu gewinnen. Dabei werden sie sich nicht noch einmal mit COVID befassen. Ich weiß, dass jeder auf dem rechten Flügel Angst hat, dass sie wieder zu COVID und der Maskenpflicht greifen werden. Aber das werden sie nicht tun. Das können sie auch gar nicht tun, sie sind aufgeflogen und das wird nicht mehr funktionieren. Was werden sie dann tun? Sie beabsichtigen, Russland den Krieg zu erklären! Nächstes Jahr wird es einen heißen Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und Russland geben."
Die Reaktion der Mainstream-Medien auf diese düstere Vorhersage ist merkwürdig. Das Magazin Newsweek zitierte und kommentierte genau diese Passage wie folgt:
"Es gibt keine Beweise dafür, dass Biden oder die föderale Regierung tatsächlich planen, eine Maskenpflicht einzuführen."
Sprich, die Vorhersage eines Atomkriegs zwischen den USA und Russland in Carlsons Worten war aus Sicht der Newsweek-Journalisten überhaupt kein Ding von Wichtigkeit.
Gut, auf den ersten Blick wirkt das Szenario ja auch wie eine reine Verschwörungstheorie. Natürlich ist Biden dement, aber die Demokraten sind nicht in einem Maße kollektiv wahnsinnig geworden, dass sie einen Krieg als Wahlkampftechnik einsetzen würden. Oder würden sie? In der US-Geschichte kam dies ja schon mehr als einmal vor. Carlson selbst erinnert in diesem Interview an die Provokation im Golf von Tonkin, die Washington im Jahr 1964 als Vorwand für eine direkte Beteiligung am Vietnamkrieg nutzten. Es sei daran erinnert, dass dieser Vorfall von Washington genau drei Monate vor den US-Präsidentschaftswahlen erfunden wurde. Zuvor hatte Lyndon Johnson ernsthaft befürchtet, gegen seinen republikanischen Konkurrenten zu verlieren, und nachdem er sich durch die Bombardierung Vietnams als "entschlossener Kämpfer gegen den Kommunismus" erwiesen hatte, gewann er die Wahl – mit einem Rekordvorsprung.
So auch heute: Carlson nimmt an, dass Washington bald einen Tonkin-Zwischenfall 2.0 inszenieren könnte:
"Da werden irgendwelche Raketen plötzlich auf Polen fallen. Und es wird heißen 'Die Russen haben es getan! Wir werden angegriffen! Wir ziehen in den Krieg!' Das kann ich mir sehr leicht vorstellen."
Indes zeigt die Reaktion der US-amerikanischen Öffentlichkeit in den sozialen Netzwerken auf ein solches Szenario, dass zumindest der konservative Teil der breiten Masse diese Bedrohung mehr als ernst nimmt.
Einer der aufsehenerregendsten Tweets der letzten Tage war ein Vorschlag des beliebten "rechtsalternativen" Kommentators Jack Posobiec:
"Sie sind bereit, Amerika in einen Krieg mit Russland hineinzuziehen, nur um US-amerikanische Männer im wehrfähigen Alter loszuwerden, die mit einer größeren Wahrscheinlichkeit Trump unterstützen werden."
Bis zum Ende dieser Woche hatte der Tweet mehr als drei Millionen Aufrufe und wurde tausendfach weiterverbreitet.
Doch man hat den Eindruck, dass selbst unter den US-amerikanischen Gegnern der Verwirklichung eines solchen Szenarios einige Illusionen darüber herrschen, was damit alles einherginge: Könnte ihnen bitte jemand mitteilen, dass im Falle eines Krieges – sprich, unweigerlich eines Atomkrieges – zwischen den USA und Russland die Opfer nicht nur "US-amerikanische Männer im wehrfähigen Alter" sein würden, sondern dass er eine globale Katastrophe mit schrecklichen Folgen für die ganze Welt einschließlich der gesamten Vereinigten Staaten wäre?
Die Hoffnung, eine derartige Krise "hinter der Atlantik-Pfütze auszusitzen", wie es bei früheren Weltkriegen der Fall war, wird sich dieses Mal nicht erfüllen.
Die Öffentlichkeit in den USA, aber auch allgemein im Westen ist nach wie vor davon überzeugt, dass sie von dem globalen Krieg nicht direkt betroffen sein, sondern dieser irgendwo weit weg stattfinden und ein "geschwächtes" Russland ihn schnell verlieren würde. Der italienische Professor Alessandro Orsini wies neulich darauf hin, dass eine solche Unterschätzung des russischen Staates bereits zum aktuellen Ukraine-Krieg und zu völlig ungerechtfertigten Erwartungen des Westens geführt hat. Die britische Zeitung The Guardian bezeichnete den Italiener daraufhin sofort als "pro-russischen" Experten.
Und so ergeht es jedem, der wie Tucker Carlson versucht, eine diplomatische Lösung des Konflikts in der Ukraine zu fordern und auf die Unmöglichkeit hinweist, "Russland zu besiegen". Anatol Lieven, als seit vielen Jahren in den postsowjetischen Ländern tätiger britischer Experte recht bekannt, musste nur beiläufig das Vorhandensein eines vollständigen Konsenses in der russischen Gesellschaft über den Ausgang der militärischen Sonderoperation in der Ukraine erwähnen: Schon stempelte ihn Branislav Slanchev, Professor an der University of California, sofort als "Kreml-Propagandist" ab. Jede Diskussion über den Ausgang des Ukraine-Konflikts, in der alternative Meinungen geäußert werden, endet in der Regel genau auf diese Weise.
Diese Atmosphäre in der westlichen Medien- und Expertengemeinschaft trägt jedoch geradezu eine ernsthafte Gefahr von genau derartigen abenteuerlichen Szenarien mit sich, wie sie auch Tucker Carlson beschreibt.
Das US-Establishment balanciert am Rande der Hysterie, da es sieht, wie ein Sieg von Donald Trump im Jahr 2024 immer wahrscheinlicher wird. Sogar der Sohn von George Soros, der vor kurzem das Soros-Imperium geerbt hat, erklärt Europa, warum sich seine Bemühungen in naher Zukunft nicht auf die Alte Welt, sondern auf die Verhinderung von Trumps Rückkehr ins Weiße Haus konzentrieren werden.
Und je höher der Grad dieser Hysterie, desto näher rücken die verrücktesten und blutigsten Szenarien an die Realität, die Bidens politische Technologen entwickeln. Umso wichtiger ist es, die Öffentlichkeit und die Eliten im Westen mit allen Mitteln vor den realen Folgen einer möglichen neuen Tonkin-Provokation zu warnen. Denn sie würden sich diesmal nicht auf US-amerikanische Männer im wehrfähigen Alter beschränken. Niemand wird sie dieses Mal "hinter der Atlantik-Pfütze" aussitzen können.
Übersetzt aus dem Russischen. Erschienen bei RIA Nowosti.
Wladimir Kornilow ist ein sowjetischer, ukrainischer und russischer Politologe, Geschichtswissenschaftler, Journalist, Schriftsteller und gesellschaftlicher Aktivist. Politischer Beobachter bei der russischen Internationalen Nachrichtenagentur Rossija Sewodnja. Ehemals Leiter der ukrainischen Filiale des Instituts der GUS-Staaten in Kiew und Leiter des Zentrums für eurasische Studien in Den Haag. Führt eine Telegram-Kolumne zu aktuellen politischen Nachrichtenanlässen.