Autorius: Jürgen Elsässer Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-06-09 14:46:00, skaitė 998, komentavo 0
In deutschen Medien ist – nicht erst seit den aktuellen Rassenkrawallen – die These verbreitet, dass die Schuldigen an der Gewalteskalation in den USA bei der Staatsmacht beziehungsweise bei weißen Rassisten in Uniform zu suchen seien. COMPACT hat schon vor einiger Zeit anhand der US-Kriminalstatistik den Gegenbeweis geführt.
„Polizeigewalt an schwarzen Menschen erreicht einen Höchststand“, titelte zeit.de schon zu Jahresanfang 2016. Nach dem Massenmord an fünf Polizisten in Dallas im Sommer 2016 konnte man auf der Website des Bayerischen Rundfunks lesen: „Der verdrängte Rassismus / Weiße Polizisten erschießen unbewaffnete Schwarze – und bleiben meist straffrei.“ Tatsächlich ist der Rassismus-Vorwurf nur in Einzelfällen zutreffend. Legt man statistische Gesamtdaten zugrunde, ergibt sich ein anderes Bild.
Aus der Übersicht des FBI für das Jahr 2014 geht hervor, dass von 2.451 getöteten Schwarzen über 90 Prozent (2.205) Opfer von Ihresgleichen wurden. Nur 187 starben durch die Hand von Weißen, das entspricht etwa sieben Prozent. Umgekehrt wurden im selben Jahr knapp 15 Prozent der weißen Opfer von Schwarzen ermordet (446 von 3.021). Mit anderen Worten: Mehr als doppelt so viele Weiße wurden von Schwarzen getötet wie umgekehrt – und das, obwohl die Schwarzen nur 13 Prozent, die Weißen dagegen 62 Prozent der US-Gesamtbevölkerung ausmachen.
Der Spiegel zeichnete Trump nach dem Vorbild eines IS-Schlächters. Foto: Der Spiegel
Schwieriger wird es, wenn man nur jene Toten untersucht, die auf das Konto der Staatsmacht gehen, denn die 18.000 Polizeiwachen sind nicht verpflichtet, den Tathergang zu dokumentieren, geschweige denn die Hautfarbe der Opfer. Die FBI-Statistik nennt also nur die nackte Zahl: 444 Todesschüsse im Jahr 2014. Zum Vergleich: In Deutschland waren es im selben Jahr sieben. In die Leerstelle der amtlichen Erhebung stoßen mittlerweile private Datensammler. So hat der britische Guardian, etwa mit der linksliberalen Frankfurter Rundschau vergleichbar, für das Jahr 2015 ermittelt, dass die Cops 1.134 Menschen (also fast das Dreifache der Zahl in der FBI-Statistik für 2014!) getötet haben, darunter 577 Weiße und 300 Schwarze. Die Zeit fasst pointiert zusammen: „Junge schwarze Männer werden in den USA fünf Mal so oft von Polizisten erschossen wie junge weiße Männer.“ Doch man kann dieselben Zahlen auch entgegengesetzt interpretieren: „Cops töteten fast doppelt so viele Weiße wie Schwarze im Jahr 2015“, lautete die Schlagzeile auf dem polizeifreundlichen Portal dailywire.com.
Unabhängig davon stellt sich die Frage: Sind es tatsächlich mehrheitlich weiße Beamte, die auf Farbige feuern? Aus einer Untersuchung des US-Justizministeriums ergibt sich das Gegenteil, zumindest in Bezug auf das Jahr 2015 in Philadelphia: Demnach sollen schwarze Polizisten 3,3-mal häufiger Schusswaffen eingesetzt haben als Kollegen mit anderer Hautfarbe.
Noch viel wichtiger wäre zu klären: Entspringt der überproportionale Schusswaffeneinsatz gegen Schwarze rassistischer Willkür – oder ist er bloß eine Reaktion auf die Gewalt, die von diesen ausgeübt wird? Die Publizistin Heather Mac Donald – eine gemäßigte Anhängerin der Republikaner, die Hassattacken auf Barack Obama ablehnt – schrieb im Wall Street Journal, dass bei 62 Prozent der Raubüberfälle, 57 Prozent der Morde und 45 Prozent der gewalttätigen Angriffe die Angeklagten schwarz seien. Allein in New York begingen sie 75 Prozent der Angriffe mit Schusswaffen und 66 Prozent aller gewalttätigen Delikte.
Ein besonders schwerwiegendes Argument der selbsternannten Antirassisten ist, dass die Polizei immer wieder auf unbewaffnete Farbige feuere. Mac Donald hat die Fälle der – neben 31 Weißen! – auf diese Weise zu Tode gekommen 36 Afroamerikaner genauer untersucht : Mindestens zwei waren – als Passanten, die nicht von der Polizei behelligt wurden – durch Querschläger getötet worden, mindestens fünf hatten vorher versucht, dem Polizisten seine Dienstwaffe zu entwenden. Dazu gehörte demnach auch Michael Brown, dessen Erschießung am 9. August 2014 in Ferguson zu tagelangen Unruhen im ganzen Land geführt hatte.