Autorius: Paul Klemm Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-05-11 01:17:00, skaitė 1088, komentavo 0
„Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen in der Geschichte der Bundesrepublik.“, sagt Gesundheitsminister Jens Spahn. Er sitzt in einem lederbezogenen Bürostuhl, die Wand hinter ihm ist verglast, davor steht eine speckig glänzende Zimmerpflanze. Zu sanfter Begleitmusik hält er eine Rede an die Bundesbürger: „Gemeinsam können wir diese Krise bewältigen. Wenn wir besonnen bleiben, wenn wir einander auch unter Stress vertrauen. Wenn alle mithelfen, die Verbreitung des Virus zu verlangsamen.“ Spahn spricht mit Ruhe und Wärme in der Stimme. „Helfen Sie mit, unser medizinisches Personal im Kampf gegen das Virus zu unterstützen! Schützen Sie sich selbst und schützen Sie andere. Dafür müssen wir es dem Virus möglichst schwer machen, sich zu verbreiten. Und dabei hilft unsere Aktion: Wir bleiben zu Hause.“ Ein strahlendes Weiß füllt den Bildschirm. Und die Stimme einer Frau wiederholt: „Wir bleiben zu Hause. Eine Aktion des Bundesministeriums für Gesundheit.“
Prominente als „Kampagnenbotschafter“
Das am 18. März veröffentlichte Video markiert den Anfang einer großangelegten Lockdown-Kampagne, deren Slogans seitdem über die Bahnsteige hallen, auf Reklametafeln leuchten oder in Radio und Fernseher mantrahaft aufgesagt werden. Kurz nach dem Video mit Spahn erschien auf den Kanälen des Gesundheitsministeriums ein anderthalb minütiger Zusammenschnitt, in dem Prominente begründen, warum es derzeit wichtig ist, das eigene Heim nicht zu verlassen. Dabei befolgten sie eine vom Ministerium zuvor formulierte Handlungsanweisung:
An dem Video beteiligt waren Personen wie der homophile Designer Guido Maria Kretschmer oder die öffentlich-rechtliche Moderations-Ikone Kai Pflaume. Auch Kinder wurden als emotionale Verstärker in den Clip eingebaut. Wer bringt es schon fertig, zu widersprechen, wenn zwei kleine Mädchen vor der Kamera sagen: „Wir bleiben zu Hause, damit Oma und Opa nicht krankwerden.“?
Digitale Propaganda: Sticker, Emojis, Gifs
Um den Hashtag „#WirBleibenZuhause“ auf Social Media zu verbreiten, fertigte der Staat eine breite Palette an Zusatzmaterial an. Zum Beispiel sogenannte „Gifs“ für Instagram – kleine Animationen, die in den Stories, also den zeitlich befristeten Blogbeiträgen, verwendet werden können. Oder einen Profilrahmen für Facebook, bei dem der Nutzer sein Profilbild mit der Botschaft „WirBleibenZuhause“ umrahmen kann.
Das Feld der sozialen Medien ließ auch die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, nicht unbestellt. In Kooperation mit der Facebook-Tochter WhatsApp hat sie 21 neue Corona-Sticker für den alltäglichen Chatverkehr herausgebracht. Darunter eine kleine Kaffeetasse mit der Aufschrift „Staying Home“ oder ein Arzt mit dem roten Superman-Umhang. Die Bildchen sollen an die WHO-Regeln zur Virus-Bekämpfung erinnern und bilden auch das Händewaschen und einen “Luft High-Five” ab. Emojis, also typisierte Gesichtsausdrücke, sind das noch nicht. Doch auch daran wird gearbeitet, wie das Unicode-Konsortium, das den internationalen Standard für Schriftzeichen vorgibt, kürzlich bekanntgemacht hat. Die neuen Corona-Emojis seien allerdings erst 2021 einsatzbereit. Mit dieser Aussage gibt das globale Establishment eine Ahnung davon, wie lang der Ausnahmezustand ihrer Vorstellung nach noch dauern soll.
Gruselig: Die „Politik der ersten Person“
Erschreckend ist bei alledem die Intimität, mit der die polit-mediale Elite ihre Glaubenssätze an die Bürger heranträgt. Unter dem Vorwand das Killer-Virus eindämmen zu wollen, reißt sie kurzerhand die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Leben nieder: Händewaschen, das Grüßen mit dem Nachbarn oder Kollegen, der Sport – alles ist auf einmal politisch. Diese Entwicklung entspricht einem politischen Konzept, das von der Feministenbewegung der 1970er entwickelt wurde und als „Politik der ersten Person“ Einzug in die Lehrbücher gehalten hat. Unter der Parole „Das Private ist politisch“ oder „Das Persönliche ist politisch“ erklärten die Frauenrechtler die eigenen vier Wände zur Kampfzone, in der aus ihrer Sicht rückständige Werte und Moralvorstellungen zu Fall gebracht werden müssten. Ihre Einmischung ins Intime zielte natürlich zuallererst auf die Vorstellung vom Mann als Familienoberhaupt und Geldbeschaffer und von der Frau als Mutter und Hausherrin – in ihren Augen schädliche Relikte aus grauer Vorzeit. Als genauso rückständig und schädlich gilt heute das Verhalten desjenigen, der sich den Corona-Bestimmungen widersetzt. Denn damit bricht er aus der „schönen neuen Welt“ der keimfreien Einkaufsläden und hygienischen Fußgängerzonen aus – und wird zur Bedrohung für die gesamte Gesellschaft.
Wer sich hingegen faul auf dem Sofa rekelt und soziale Kontakte vermeidet, dem winkt der leuchtende Titel des Corona-Helden. Zu keiner Epoche der Menschheitsgeschichte ließ sich das Heroische leichter verdienen. Auch diese Neuerung hat die WHO bei ihren WhatsApp-Stickern berücksichtigt. „You´re my Hero“, zu deutsch „Du bist mein Held“, lässt sich nun mit nur einem Klick in den digitalen Äther blasen. All das kommt mit so einer Seimigkeit, so einer klebrigen Heimeligkeit daher, dass man das entmannende Gefühl hat, Mutti Merkel persönlich würde einem für seine Passivität dankbar den Kopf tätscheln. Und so hat uns die große Krise wieder zu kleinen Kindern werden lassen. Die von ihren Vormündern streng in Brave und Ungezogene unterteilt werden.