Neue Weltordnung nach Corona: Der Mittelstand soll ausbluten

Autorius: Torsten Groß Šaltinis: https://www.anonymousnews.ru/2... 2020-04-18 10:43:00, skaitė 882, komentavo 0

Neue Weltordnung nach Corona: Der Mittelstand soll ausbluten

Die durch das Coronavirus beschleunigte Finanzkrise wird insbesondere den Mittelstand ausbluten. Es mehren sich die Anzeichen darauf, dass eine bereits vor Jahren angesprochene Vermögensabgabe nun zur Realität wird. Die Neue Weltordnung nach Corona würde damit zu einer Massenverarmung führen.

von Torsten Groß

Ray Dalio, Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates und mit einem Vermögen von mehr als 18 Milliarden Dollar einer der reichsten Männer der USA, hat sich in einem längeren Interview zur Entwicklung der Weltwirtschaft nach dem Ende der Corona-Krise geäußert. Dalio, der in den Vereinigten Staaten ein viel beachteter Analyst ist, malt eine düstere Zukunft an die Wand. Seiner Meinung nach werde die Pandemie eine wirtschaftliche Depression zur Folge haben, deren Ausmaß das der Finanzkrise von 2008 deutlich übertreffen werde – vor allem für den Mittelstand.

Der bevorstehende ökonomische und soziale Niedergang könne einen ähnlichen Umfang annehmen wie die Great Depression zu Beginn der dreißiger Jahre, die mit dem Börsencrash vom Oktober 1929 ihren Anfang nahm. Damals kam es zu einem massiven Rückgang der Industrieproduktion und des Welthandels, was in eine Deflationsspirale mündete und zur Zahlungsunfähigkeit vieler Unternehmen führte. Daraus resultierten Massenarbeitslosigkeit und soziale Verelendung, aber auch politische Krisen. Ein ähnliches Szenario beschwört Dalio für die kommenden Jahre herauf, wobei Corona aber nur der Auslöser ist.

Etwa alle 75 Jahre, so der Starinvestor, gehe ein langfristiger Schuldenzyklus zu Ende, was nicht nur eine wirtschaftliche Krise, sondern auch tiefgreifende politische und gesellschaftliche Veränderungen zur Folge habe. Dieser Punkt sei nun erreicht. Am Ende der Katharsis stehe eine »neue Weltordnung«.

Dalio rechnet damit, dass die Globalisierung teilweise rückgängig gemacht werde, eine Entwicklung, die bereits vor dem Ausbruch der Corona-Epidemie mit dem Handelskonflikt zwischen den USA und China eingeleitet wurde. Eine spürbare Verringerung des internationalen Warenaustausches würde auch und gerade die Exportnation Deutschland empfindlich treffen und die mittel- bis langfristigen Wachstumsperspektiven unserer Volkswirtschaft eintrüben.

Experte rechnet mit Umverteilung

Dalio geht davon aus, dass der Wirtschaftseinbruch nicht nur durch die Bereitstellung von Liquidität seitens der Notenbanken, sondern auch durch die Umverteilung von Vermögen aufgefangen werde. In der Folge sei mit einem wieder anziehenden Wachstum und sinkenden Staatsschulden zu rechnen, die sich allein in den USA auf aktuell 24 Billionen Dollar belaufen.

Der Übergang zu einer Neuordnung der Wirtschaft werde ungefähr drei Jahre dauern. Daran anschließend dürfte es wieder zu Produktivitätszuwächsen und einem signifikanten Abbau der Arbeitslosigkeit kommen. In der Zwischenzeit müsse mit erheblichen Verwerfungen einschließlich innen- wie außenpolitischer Konflikte bis hin zu Kriegen und Bürgerkriegen gerechnet werden.

Bis die Aktienmärkte wieder ihre alten Höchststände von vor der Krise erreicht hätten – der Dow Jones markierte sein All Time High am 12. Februar 2020 mit 29.551,42 Punkten –, werde es »Jahre« dauern, so Dalio. Nach dem Zusammenbruch der US-Börse am 24. Oktober 1929 brauchte der amerikanische Aktienindex übrigens ein Vierteljahrhundert, um seinen am »Schwarzen Freitag« erlittenen Kursverlust wieder wettzumachen.

Weltwirtschaft wird schrumpfen

Die düstere Vorhersage von Ray Dalio korrespondiert mit einer aktuellen Prognose des Internationalen Währungsfonds (IWF). Danach wird die Weltwirtschaft 2020 wegen des von der Politik verhängten Stillstands der ökonomischen Aktivitäten um drei Prozent schrumpfen. Im Januar rechnete der IWF noch mit einem Wachstum von 3,3 Prozent. Das war, bevor sich das Coronavirus von China ausgehend über den ganzen Globus verbreitete.

Für die Länder der Euro-Zone wurde immerhin ein Zuwachs von 1,3 Prozent vorhergesagt. Doch selbst diese eher verhaltene Schätzung ist nun Makulatur. Jetzt rechnen die Experten mit einem Rückgang von 7,5 Prozent. Für Deutschland soll der Konjunkturabschwung mit 7 Prozent nur unwesentlich geringer ausfallen.

Die billionenschweren Rettungspakete zur Stützung der Wirtschaft in der Corona-Pandemie, die man weltweit schnürt – allein die US-Regierung stellt Finanzhilfen in Höhe von 2 Billionen Dollar zur Verfügung, hinzu kommt die Geldschöpfung der Notenbank –, wird die bereits heute exzessive Verschuldung der öffentlichen Haushalte noch einmal dramatisch anschwellen lassen.

Man folgt damit der vom britischen Ökonomen John Meynard Keynes Mitte der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts entwickelten Strategie, dass der private Nachfrageausfall in einer Krise durch staatliche Ausgaben kompensiert werden müsse, um das Wachstum der Wirtschaft anzukurbeln. Darüber hinaus wird das Staatsdefizit durch die massiven Steuerausfälle befeuert, die wegen des sinkenden Sozialprodukts allein in Deutschland auf 10 bis 15 Prozent taxiert werden, was Mindereinnahmen von mehr etwa 100 Milliarden Euro für den Fiskus in diesem Jahr mit sich brächte.

Die öffentliche Hand gerät also durch die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen fiskalisch massiv unter Druck. Das bereitet den politischen Boden für die auch von Dalio angesprochene Umverteilung von Vermögen. Die Idee, »Reiche« zur Kasse zu bitten, um die Staatsschulden in den Griff zu bekommen, ist nicht neu.

Sondersteuer geplant – Mittelstand wird Verlierer sein

Bereits in seinem Fiskalbericht 2013 schlug der IWF eine Sondersteuer in Höhe von 10 Prozent auf alle Ersparnisse, Wertpapiere und Immobilien vor. Als historische Beispiele wurde auf die Vermögensabgaben nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg verwiesen, die damals von den Regierungen in verschiedenen Staaten erhoben worden waren, so auch in Deutschland mit dem Lastenausgleichsgesetz von 1952.

Für Europa forderte das SPD-nahe Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) 2012 eine einmalige 10-Prozent-Abgabe auf Vermögen, die – bei einem Freibetrag von 250.000 Euro – zum damaligen Zeitpunkt allein in Deutschland 230 Mrd. Euro in die Staatskasse gespült hätte. Heute dürften es deutlich mehr sein.

In einem wenig beachteten Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schlug Karsten Wendorff, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank, für Italien eine Zwangsanleihe vor, die von allen Bürgern des Landes gezeichnet werden sollte, die über ein Nettovermögen von mindestens 50.000 Euro verfügten.

Ziel war eine Halbierung der italienischen Staatsschulden. Solche Modelle könnten alsbald auch in Deutschland zur Debatte stehen. Aktuell sind es die Linkspartei und Teile der SPD, die ihre jahrelange Forderung nach einer Abgabe für Vermögende im Zeichen der Corona-Krise neu aufwärmen.

Noch hält sich die Bundesregierung in dieser Frage bedeckt, aber das dürfte sich ändern. Die vom DIW und Bundesbankvertreter Wendorff genannten Schwellenwerte zeigen, dass von einem solchen Eingriff in das private Eigentum keineswegs nur die »breiten Schultern« betroffen sein würden, sondern der Mittelstand und damit die Leistungsträger der Gesellschaft.

Die »neue Weltordnung« nach Corona, die Ray Dalio in seinem Interview prophezeit, dürfte den Durchschnittsbürger vor allem in Deutschland teuer zu stehen kommen, wo man einkommenssteuerrechtlich schon mit Einkünften über 57.000 Euro zu den Spitzenverdienern zählt.