Politisch korrekt: Sarotti-Mohr verhüllt!

Autorius: ONLINE-AUTOR Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2020-02-18 12:24:00, skaitė 891, komentavo 0

Politisch korrekt: Sarotti-Mohr verhüllt!

Die Debatte um „Political Correctness“ im Sprachgebrauch und bei Lebensmitteln erreicht den nächsten Höhepunkt. Nach der Entfernung von Haribo-Lakritze mit afrikanischen, asiatischen und indianischen Masken aus den Supermarktregalen, nach Umbenennung des Negerkuss in Schaumkuss und des Zigeunerschnitzels in Paprikaschnitzel ist mal wieder der Sarotti-Mohr an der Reihe (COMPACT berichtete): Politisch korrekt wurde er nun umhüllt, um Diskussionen anzuregen…

Noch im April vergangenen Jahres hatte sich die Firma Stollwerck aus Norderstedt, zu der die Marke Sarotti gehört und die ihren Mohren bereits 2004 aufgrund der andauernden Debatte um Diskriminierung in einen ethnisch einwandfreien Magier mit güldener Haut verwandelte, gegen rassistische Tendenzen verwahrt. Der traditionsreichen Schokoladenmanufaktur wird von besorgten Aktivisten „Fremdenfeindlichkeit“ vorgeworfen, wenngleich es, wie derzeit usus, den Tugendwächtern des bußfertigen und demütigen Deutschlands vordergründig um die Auslöschung deutscher Kultur und Werte geht. Nun aber ist Stollwerck eingeknickt und bricht mit seiner Firmengeschichte.

Die geht auf das Jahr 1868 zurück, hat ihren Ursprung in der Berliner Mohrenstraße, die auch Namensgeber für die 1919 entstandene Markenfigur war. Populär wurde sie dank Fernsehspots in den 1960er Jahren – bis sie aufgrund der lodernden Kritik an der Vorherrschaft der weißen Herrenrasse als dessen „Diener“ und „Lakai“ in massive Kritik geriet. Daraufhin wurde der Mohr als „kolonialrassistisches Symbol“ vor sechs Jahren umgestaltet: Er mutierte zum „Sarotti-Magier der Sinne“, hockt auf einer goldenen Mondsichel, und statt eines Tabletts oder einer rot-blauen Fahne in der Hand wirft er Sterne in die Luft.

Doch die Figur, die viele Jahrzehnte die Bar des 1927 eröffneten Mannheimer Kulturhauses „Capitol“ schmückte, provozierte noch immer, verstörte plötzlich Besucher einer Veranstaltung gegen „Alltagsrassismus“. Es folgten heftige Diskussionen in einem eigens ins Leben gerufenen Gremium, bis man eine Neugestaltung der beliebten Reklamefigur durchgesetzt hatte. Georg Veit, künstlerischer Leiter des Hauses, ließ den Stein des Anstoßes in Christo-Manier – wie 1995 die Reichstagsverhüllung – mit eierschalenweißer Jute und einer geflochtenen schwarzen Schnur ummanteln in Anspielung darauf, dass Rassismus gerne unter den Teppich gekehrt werde, wie er am Mittwoch zur Präsentation wissen ließ.

Diese nahm Geschäftsführer Thorsten Riehle, gleichzeitig Kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Mannheimer Gemeinderat, in seiner Eröffnungsrede zum Anlass, im Zuge der liebgewonnenen Selbstkasteiung nicht unter dem typisch deutschen Schuldkomplex zu ersticken: „Ich selbst bin ein weißer, deutscher Mann und somit Mitglied der Mehrheitsgesellschaft in unserem Land und somit keinem Rassismus ausgesetzt.“ Er habe aber Verständnis für die Betroffenen, die sich an dem Mohr störten und deshalb seine Abhängung forderten. Man habe sich dennoch für einen anderen Weg entschieden.

Den Tahir Della (57) von der „Initiative Schwarzer Menschen“ gegenüber dem SWR kritisiert: Die Kolonialzeit sei offiziell lange vorbei – ihr historisches Erbe aber wirke bis in die Gegenwart nach und befördere bis heute Überlegenheitsdenken und rassistische Verhaltensweisen, unter denen er von Kindesbeinen an persönlich gelitten habe. Von daher betrachte er auch Verkleidungen zum Fasching als Indianer, Eskimo oder eben als Schwarzer kritisch. Ebenso den Namen „Zum Mohren“ für Gaststätten etwa. Er transportiere beleidigende Bilder. Er sehe die Sarotti-Figur als rassistisch an – daran würde auch eine Umgestaltung nichts ändern. Diese soll zwar nur eine vorübergehende Installation sein, die jedes Jahr eine neue Variante erfährt, begleitet von „Aktionstagen gegen Rassismus“. Dazwischen aber soll der Mohr immer wieder im alten Glanz oder – je nachdem – in alter Schande leuchten, um an die bösen Zeiten zu erinnern, bevor die allgegenwärtige politische Korrektheit uns von unserer Unschuld erlöste…