Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/wir... 2020-02-11 19:08:39, skaitė 945, komentavo 0
Als Reiseziel der „Akademik Cherskiy“ zeigt das Portal Vesselfinder nun das von Nachodka mehrere Tausend Kilometer entfernte Singapur. Dort soll das Schiff bereits am 22. Februar anlegen. Parallel werden die Spekulationen angeheizt, dass das eigentliche endgültige Ziel des Schiffes die Ostsee sei.
Auf die Sputnik-Anfrage nach den Gründen der Reise hielt sich der Betreiber des Schiffes, Gazprom Flotte, zurück. Auch im Hauptquartier von Gazprom ließ man die Frage unkommentiert. Ein Sprecher des schweizerischen Betreibers der Pipeline, die Nord Stream 2, kommentierte lediglich, die Firma sei sich bewusst über die Spekulationen über die Verlegungskapazitäten. Über die Pläne werde man aber rechtzeitig informieren.
Wie Sputnik zuvor berichtet hatte, hatte Gazprom das Schiff 2015 bei der nigerianischen Sea Trucks Group für etwa eine Milliarde Euro gerade für den Fall gekauft, dass Allseas aus dem Projekt aussteigt. Singapur ist für den ‘Akademiker’ dabei kein fremder Hafen: 2011 wurde das Schiff hier fertiggebaut. In Nachodka wurde es weiter für das sogenannte Kirinskoye-Gaskondensatfeld genutzt, das einzige im russischen Schelf, auf dem Gas mit einem Unterwasser-Produktionskomplex im Rahmen des Projekts Sachalin-3 gewonnen wird. Dazu hat man das Schiff vor etwa einem halben Jahr für mehr als zehn Millionen Euro modernisiert.
Doch Ende Dezember, kurz nachdem die US-Sanktionen gegen die europäischen Verlegeschiffe in Kraft getreten waren, hat Gazprom eine Ausschreibung für die Installation von Schweißgeräten für rund 830 Millionen Rubel (umgerechnet etwa 12 Millionen Euro) erklärt. Ende Januar ist sie abgeschlossen worden. Der Gewinner wird geheimgehalten. Argumentiert wird die Maßnahme von Gazprom mit einer weiteren Modernisierung für Sachalin-3. Experten zufolge aber ist das Schiff für die Arbeiten im Schelf von Sachalin bereits perfekt ausgerüstet und braucht daher keine Nachrüstung in ausländischen Häfen.
Es sei noch nicht klar, ob Singapur das Endziel der Route oder ein Zwischenpunkt sei, kommentiert der leitende Energieexperte von der russischen Stiftung für Nationale Energiesicherheit Igor Juschkow gegenüber Sputnik. Juschkow ist sich sicher:
Das Schiff habe in den letzten Jahren am Schelf von Sachalin bereits erfolgreich gearbeitet. Selbst wenn Sachalin-3 mit Blick auf den chinesischen Markt für Gazprom wichtig sei, sei Nord Stream von höherer Priorität, so der Experte.
Kürzlich waren Informationen aufgetaucht, dass die USA womöglich neue Sanktionen gegen die am Projekt finanziell beteiligten europäischen Unternehmen sowie gegen die Verbraucher planen, sollte Russland versuchen, die noch fehlenden Kilometer der Pipeline in der Ostsee fertigzustellen. Aber auch das könnte laut Juschkow nicht das Ende der Sanktionspolitik sein. Daher sei es logisch, die Ostsee jetzt nicht als Endstation der Route anzugeben.
Das Naviportal MarineTraffic gebe seit einem Tag seltsamerweise überhaupt keine Informationen mehr zur Route an, verweist der Experte. Denn: „Die Amerikaner werden den ‘Akademiker’ genau überwachen, um seinen Einsatz für die Gaspipeline zu verhindern“. Dabei dürften die möglichen neuen Sanktionen dem Projekt jetzt weniger schaden, als das mögliche Versicherungsverbot in ausländischen Gewässern, so Juschkow. Ohne Versicherung könnten die russischen Schiffe weder die Ostsee erreichen noch die Bauarbeiten abschließen. Solch eine Erfahrung hätten die Amerikaner in der Vergangenheit bereits gemacht.
Wäre die Nordseeroute eine Option für die „Akademik Cherskiy“? Mit Blick auf die Frühlingsstürme in der Ostsee könnten die Arbeiten an Nord Stream 2 praktisch gegen Ende April aufgenommen werden, sagt Juschkow. Im Arktischen Ozean dagegen bräuchte Gazprom noch etliche Eisbrecher. Man habe bis dahin noch genug Zeit sowohl für die Nachrüstung als auch für die Reise in die Ostsee.
Zwar hat der „Akademiker“ ein dynamisches Positionierungssystem, seine Verlegegeschwindigkeit aber liegt derzeit nur bei einem Kilometer pro Tag - sechsmal langsamer als bei „Pioneering Spirit“. Um die übrig gebliebenen 160 Kilometer der Gaspipeline in zwei Kabelsträngen alleine zu verlegen, bräuchte das Schiff etwa ein Jahr. Während der Direktor des Instituts für Nationale Energie, Sergej Prawossudow, in einem Sputnik-Gespräch äußerte, Gazprom könnte das Projekt mit eigenen Kräften abschließen und es gebe schon keine Zeit mehr für neue Ausschreibungen, geht Juschkow davon aus, dass Gazprom das Flaggschiff des russischen Unternehmens für Leitungsbau Mezhregiontruboprovodstroy, die „Fortuna“, doch im Auge behalte. Das Schiff könne ja seine Position je nach Seegang nicht automatisch ändern, aber „vielleicht helfen weitere Gespräche mit Dänemark“. Bisher ist es der „Fortuna“ gelungen, für Gazprom rund 100 Kilometer Rohre für die Entwicklung des Kirinskoye-Gaskondensatfeldes sowie für die Gaspipeline Sachalin-Chabarowsk-Wladiwostok zu verlegen. Seit mehreren Monaten ankert sie im zum Fährhafen Sassnitz gehörenden Mukran auf der deutschen Ostseeinsel Rügen.