Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/deu... 2020-02-06 21:18:03, skaitė 723, komentavo 0
Für Deutschland „als Industrie- und Exportnation ist eine verlässliche Rohstoffversorgung zentral“, sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bei der Vorstellung der Strategie. Die Verfügbarkeit von mineralischen Rohstoffen sei die zentrale Herausforderung für das Industrieland Deutschland. „Dabei ist festzustellen“, so das Strategiepapier, „dass die Beschaffungsrisiken auf den internationalen Rohstoffmärkten in den letzten Jahren stark zugenommen haben.“
Neue technologische Entwicklungen – darunter die Entwicklung neuartiger Lithium-Ionen-Batterien – sowie steigende Umweltstandards, Handelskonflikte, protektionistische Maßnahmen und Unternehmenskonzentrationen würden dazu führen, Deutschlands Strategien zur Sicherung von Bodenschätzen für die eigene Industrie „unter den veränderten rohstoffwirtschaftlichen Rahmenbedingungen neu auszurichten.“
Rohstoff- und Goldmarkt-Experte Martin Siegel, Geschäftsführer der Fondsgesellschaft „Stabilitas Fonds“, erklärte im Sputnik-Interview, dass er die neue Rohstoff-Strategie der Bundesregierung für nicht umsetzbar hält. Als Grund nannte er:
„Weil Deutschland politisch in der Welt einfach viel zu schwach ist, um so etwas ernsthaft umsetzen zu können. Unsere Bundesregierung ist operativ nicht in der Lage, so etwas umzusetzen.“ Beispiele dafür seien die schwache Einsatzbereitschaft der Bundeswehr, der immer noch nicht geöffnete BER-Flughafen oder die deutsche Umweltpolitik im Bereich des Recyclings von Plastikmüll, „das dann über Umwege in die Dritte Welt exportiert wird und teilweise im Meer landet.“ Es sei fragwürdig, ob die Bundesregierung ihre neue Rohstoff-Strategie wirklich in die Realität bringen könne angesichts dieser strategischen Versäumnisse.
„Die Erstellung einer neuen Rohstoffstrategie, die das Bundeswirtschaftsministerium schließlich am 15. Januar vorgelegt hat, ist insbesondere durch zwei neue Faktoren motiviert“, beleuchtete „German Foreign Policy“ in einem Beitrag Ende Januar die neue Strategie. „Zum einen lässt die sich verschärfende globale Staatenkonkurrenz, die mittlerweile in offenen Wirtschaftskriegen eskaliert, folgenreiche Einschränkungen im Rohstoffhandel als denkbar erscheinen. So wurde etwa im vergangenen Jahr zeitweise über Restriktionen beim chinesischen Export Seltener Erden in die USA debattiert. Zum anderen ergibt sich aus der Einführung neuer Technologien ein beträchtlich veränderter Rohstoffbedarf.“
Demnach weise die Bundesregierung darauf hin, dass „mit dem Ausbau der Elektromobilität die Nachfrage nach einigen mineralischen Rohstoffen stark zunehmen werde – so etwa nach Lithium, Kobalt, Nickel und Graphit. Mit dem raschen Ausbau Erneuerbarer Energien werde zudem der Bedarf an Seltenen Erden deutlich steigen, daneben aber auch die Nachfrage nach besonderen Metallen, etwa nach Indium und Gallium.“
Die Elektro-Mobilität habe „allerdings noch eine untergeordnete Bedeutung“, kommentierte Rohstoff-Experte Siegel im Interview. „Hier wird die Nachfrage nur langsam ansteigen. Die Produktion von klassischen Verbrennungsmotoren wird noch eine ganze Weile auf einem viel höheren Niveau liegen als bei Elektro-Motoren.“
Mit der neuen Rohstoffstrategie will die Bundesregierung moderne Umwelttechnologien unterstützen sowie die Sicherung von Ressourcen für die deutsche Industrie „in den eskalierenden globalen Machtkämpfen“ garantieren, so die Ausgabe von „German Foreign Policy“ weiter.
„Hintergrund ist, dass für den Ausbau der Elektromobilität und für die Produktion von Windrädern und Solaranlagen große Mengen an Rohstoffen wie Kobalt, Lithium und Seltene Erden benötigt werden; um sie ist auf dem Weltmarkt harte Konkurrenz entbrannt. Verschärft wird die Lage durch globale Wirtschaftskriege; im vergangenen Jahr schlossen Beobachter etwa eine Beschränkung der Lieferung Seltener Erden aus China an die Vereinigten Staaten zwecks Abwehr von US-Aggressionen nicht aus.“ Zur Sicherung des Bedarfs der deutschen Industrie ziehe die neue Rohstoffstrategie nicht nur übliche Mittel der Wirtschaftsförderung in Betracht, sondern auch direkte staatliche Eingriffe. Zudem stelle Berlin Schritte in Aussicht, die die Unabhängigkeit Deutschlands vom Import erhöhen sollen. Außerdem seien „Verbesserungen beim Recycling sowie Unterstützung bei der Wiederaufnahme der Rohstoffförderung in der EU“ geplant.
„Ich glaube, bei der Umsetzung dieser Pläne wird die Regierung scheitern“, analysierte Markt-Experte Siegel. „Wobei man das nicht unterschätzen sollte: Es gibt immer auch ein privates Interesse von Firmen, die diese Rohstoffe brauchen.“ Demnach könne es durchaus sein, dass rohstoffabhängige Unternehmen „in der Zusammenarbeit mit der Regierung hier Fortschritte erzielen könnten. Aber ich glaube nicht an einen großen Durchbruch.“
Er sehe eher eine „Fortführung des Status Quo, den wir sowieso bisher erreicht haben. Bisher hat die deutsche Industrie noch nie darunter gelitten, an Rohstoffe nicht herangekommen zu sein.“
Deutschlands Führung sieht das offenbar anders. „Mit Blick auf die stark zunehmende globale Konkurrenz weitet die Bundesregierung nun ihre Unterstützung für deutsche Firmen bei der Rohstoffbeschaffung in aller Welt aus“, meldete „German Foreign Policy“. „So fördert das Bundeswirtschaftsministerium die Einrichtung eines neuen Kompetenzzentrums für Bergbau und Rohstoffe beim Delegiertenbüro der deutschen Wirtschaft in Ghana und prüft den Aufbau eines weiteren Kompetenzzentrums in Asien.“ Außerdem wolle das Bundeswirtschaftsministerium „die Möglichkeiten zusätzlicher staatlicher Maßnahmen zur Rohstoffsicherung in einer Auftragsstudie prüfen lassen.“ Zudem plane die Bundesregierung auch, den Abbau von Bodenschätzen im eigenen Land und in anderen EU-Staaten zu verstärken. Demnach solle ab 2021 in Zinnwald an der deutsch-tschechischen Grenze Lithiumerz gefördert werden.
Wie das „Büro für Technikfolgen-Abschätzung“ beim Deutschen Bundestag in einer Studie bereits 2012 feststellte, „erlangten Indium, Wolfram, Metalle der Seltenen Erden, Gallium, Palladium, Silber, Zinn, Niob, Chrom und Bismut eine hohe Kritikalität (bei der Versorgungslage, Anm. d. Red.).“
Insbesondere das Platinmetall Palladium, das mittlerweile teurer als Gold ist, bleibt zentraler Rohstoff für die deutsche Autoindustrie. Über 37 Prozent des eigenen Palladium-Bedarfs importiert die deutsche Industrie aus Russland, dem weltweit zweitgrößten Exporteur des Metalls. Das berichtete Sputnik vor wenigen Tagen.
„Wir brauchen das Palladium für unsere Katalysatoren“, gab Rohstoff-Analytiker Siegel eine Einschätzung. „Bisher hat die deutsche Industrie das benötigte Palladium auch immer herbekommen. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die deutsche Industrie mit der Nachfrage, die sie über viele Jahre hat und den Preisen, die sie international bezahlen kann, stark genug ist, zu ihren Metallen zu kommen. Ich sehe da kein Problem.“ Er glaube nicht, dass es dabei auf dem Weltmarkt zu irgendwelchen Veränderungen kommen werde.
„Vielleicht gab es mal kleine Lieferverzögerungen oder Produktionsverzögerungen. Aber letztendlich bestimmt der Preis die Lieferfähigkeit. Wer bereit ist, den ausgerufenen Preis zu bezahlen, bekommt auch die Metalle. Ich glaube kaum, dass man da mit irgendeiner Strategie oder politischen Aktionen irgendetwas verbessern kann. Das sind dann eher die Lieferanten, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Wenn man mit denen Terminkontrakte macht zu einem festgelegten Preis, dann wird in der Regel auch geliefert. Wenn andere mehr bezahlen, dann erhalten diese Produzenten eben den Zuschlag.“
„Ihre erste Rohstoffstrategie hatte die Bundesregierung bereits im Jahr 2010 publiziert“, blickte „German Foreign Policy“ zurück. „So gründete sie 2010 die Deutsche Rohstoffagentur (DERA), die mit Analysen und Beratungen deutsche Unternehmen bei der Beschaffung der benötigten Ressourcen unterstützt. Sie förderte die Einrichtung sogenannter Kompetenzzentren für Bergbau und Rohstoffe an den Auslandshandelskammern (AHK) in sechs besonders rohstoffreichen Ländern (Australien, Brasilien, Chile, Kanada, Peru, Südafrika). Die sechs Kompetenzzentren sind mittlerweile mit weiteren Fachorganisationen im German Mining Network verbunden. Um deutschen Firmen den Abschluss langfristiger Abnahmeverträge zu erleichtern, stellte Berlin Garantien für ungebundene Finanzkredite in einem Gesamtwert von gut 4,4 Milliarden Euro zur Verfügung. Zudem schloss die Bundesregierung ‚Rohstoffpartnerschaften‘ mit wichtigen Lieferländern.“
Danach wird der Beitrag deutlich: „Manche Maßnahmen scheiterten freilich. So wurde ein Programm zur Förderung einer eigenständigen Rohstofferkundung im Ausland kaum genutzt und 2015 eingestellt. Auch die deutsche ‚Rohstoffpartnerschaft‘ mit der Mongolei gilt als Misserfolg.“
Das Radio-Interview mit Rohstoff-Experte Martin Siegel zum Nachhören: