Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/wis... 2020-02-05 18:47:15, skaitė 913, komentavo 0
Potenzial besteht laut der Deutschen Energieagentur (Dena) ebenfalls. Diese hatte 2018 zum Thema eine Studie durchgeführt. Das Ergebnis: Die Dena geht davon aus, „dass LNG-Lkw und LNG-Antriebe in der Schifffahrt deutlich zunehmen werden und folglich die LNG-Nachfrage auf 35 bis 117 Petajoule im Jahr 2030 steigen könnte“, teilt Dena Sputnik gegenüber mit. (Zum Verständnis: ein Petajoule sind 1015 Joule). „Diese Nachfrage kann vollständig durch Bio-LNG gedeckt werden, da das erschließbare Biogaspotenzial zwischen 424 und 697 Petajoule in Deutschland beträgt. Davon sind 20 bis 30 Prozent noch unerschlossene Abfall- und Reststoffe“, rechnet die Dena vor. So weit so gut.
Wenn bestimmte Abfälle eine energetische Verwertung durchlaufen, ist das nur zu begrüßen. Besonders gut ist es, wenn sie, wie im Fall von Gülle, nicht auf die Felder verteilt werden, wo sie Methan absondern, das ein 25 Mal stärkeres Treibhausgas ist als CO2. Andere Mittel für die Felder und ein anderer Einsatzbereich für Gülle wirken plausibel. Aber das Ziel, das Shell mit Bio-LNG erreichen will, formuliert der Konzern nicht so bescheiden:
„Shell strebt eine vollständige CO2-Neutralität in seinem erweiterten Netz von LNG-Stationen an, was eine Lieferkette bedeutet, die grünes und graues LNG so kombiniert, dass wir CO2-Neutralität in unserem Netzwerk erreichen“, erklärt König.
Graues LNG kennt man, das wird aus unterirdischen Gasreservoirs oder durch Fracking gewonnen, komprimiert und mit Schiffen über die halbe Welt verschickt. Da entsteht ohne Frage Kohlenstoffdioxid. Aber warum soll eigentlich Bio-LNG grün sein und vor allem die CO2-Bilanz von konventionellem LNG ausgleichen können? Wird durch die Gülle etwa mehr CO2 gebunden, als später verbrannt wird? Denn Biomasse selbst ist CO2-neutral, sie bindet zuvor in ihrem Wachstum die Menge an Kohlenstoff, die bei ihrer Verbrennung freigesetzt wird. Damit hätte Bio-LNG einen Wert von Null und würde die Emissionen von LNG in einem Mischverhältnis mindern, könnte sie aber nicht aufheben.
Die Rechnung ist laut König einfach: Flüssigerdgas produziere 74 Kilogramm CO2 je Gigajoule Energie, Gülle dagegen soll mit -89 Kilogramm je Gigajoule Energie „kohlenstoffnegativ“ sein. Wie kommt ein solcher Wert zustande?
„Wenn man verhindert, dass Methanemissionen in die Atmosphäre abgegeben werden, werden natürlich höhere Einsparungen bei den CO2-Äquivalenten erzielt“, erklärt die Dena auf weitere Anfrage gegenüber Sputnik.
Will im Klartext heißen: Die negativen Zahlen ergeben sich im Vergleich zur Gülle, die frei auf dem Feld liegt und Methan abgibt. Relativ dazu ist der Einsatz von Bio-LNG natürlich deutlich weniger klimaschädlich.
Aber es ist keineswegs so, dass Bio-LNG und LNG einander in ihren CO2-Emissionen aufheben. Im Fall einer 50/50-Mischung von LNG und Bio-LNG gilt: Die reale CO2-Bilanz des Gemisches ist keineswegs: (74-85)/2 = -7,5 kg/GJ, sondern: (74+0)/2 = 37 kg/GJ. Sollte eines Tages die Verwendung von Gülle als Düngemittel flächendeckend verboten werden, zeigt sich noch deutlicher, wie irreführend Shells Rechenmuster sind. Denn dann verliert das System seinen Bezugspunkt und die Zahl -89 des Bio-LNG wird durch einen anderen, weit weniger passenden Wert ersetzt und mit der „CO2-Neutralität“ ist es vorbei. Vor diesem Hintergrund könnte man das, was die Shell-Kampagne da betreibt als „Greenwashing“ betrachten. Denn es wird vielerorts durchaus an Lösungen gearbeitet, die eine wirkliche CO2-Neutralität bringen sollen und nicht eine künstlich konstruierte.